Die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll wird sich wohl weiter verzögern. Ein Standort werde wahrscheinlich nicht vor dem 2074 benannt werden können, heißt es in einem vom Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) im Internet veröffentlichten Gutachten. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) forderte daraufhin am Mittwoch vom Bund mehr Tempo bei der Endlagersuche.
Laut dem Gutachten muss selbst bei einem idealen Projektablauf damit gerechnet werden, dass das Verfahren erst im Jahr 2074 abgeschlossen werden könne. Das mit der Studie beauftragte Öko-Institut begründet die neuerliche Verzögerung im Kern damit, dass die mit der Endlagersuche beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) im bisherigen Zeitplan einige Verfahrensschritte nicht berücksichtigt habe.
Minister Meyer sagte: „Die aktuellen Berichte über weitere Verzögerungen bei der Suche und Inbetriebnahme für ein Endlager für Atommüll sorgen zu Recht für Verärgerung an den Standorten der bestehenden oder geplanten Zwischenlager für Atommüll.“ Das Thema dürfe nicht auf kommende Generationen verschoben werden. „Diese Generation hat den Atommüll produziert, ohne ein Endlager zu haben. Daher tragen wir auch die Verantwortung.“ Die jetzigen Zwischenlager dürften nicht zu Dauerlagern werden.
Erst 2022 hatte die BGE mit Sitz in Peine eingeräumt, dass ein Standort nicht wie gesetzlich gefordert bis 2031 benannt werden könne. Im besten Fall werde die Suche bis 2046, möglicherweise aber auch bis 2068 dauern. 2020 war der Jahrzehnte lang als einziger Standort untersuchte Salzstock in Gorleben aus geologischen Gründen aus dem Suchverfahren ausgeschieden.
Dass sich die Suche noch länger verzögern könne, sei für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg „keine große Überraschung“, sagte deren Vertreter Wolfgang Ehmke. Er verwies darauf, dass sich die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle von 40 Jahren auf nun rund 100 Jahre verlängere. In Gorleben solle ein neues Genehmigungsverfahren bereits in zwei Jahren beginnen, weil die Castorhalle 2034 die Genehmigung verliere.
Neben Gorleben und Ahaus, wo zentrale Zwischenlager stehen, befinden sich solche Anlagen auch an den Standorten der Atomkraftwerke. Ihre Betriebsgenehmigung ist ausnahmslos auf 40 Jahre befristet.