EKHN will bis 2045 klimaneutral werden
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will bis 2045 klimaneutral werden. Aus der Verantwortung für die Schöpfung erwachse der Klimaschutz als kirchlicher Auftrag, heißt es in dem von der Synode verabschiedeten Klimaschutzgesetz. Demnach sollen die Treibhausgasemissionen, ausgehend vom 1. Januar 2024, bis Dezember 2035 um 90 Prozent verringert und in den folgenden Jahren um jeweils einen weiteren Prozentpunkt reduziert werden. Die Kosten, etwa für die Sanierung von Gebäuden, für klimaschonende Beschaffung sowie die Investitionen in Bildung und Kommunikation, sind in dem Gesetzentwurf nicht genannt.
Die Rechte und Nöte von Flüchtlingen waren ein weiterer Schwerpunkt der Tagung. Die Delegierten beschlossen die Fortsetzung des von 2016 bis 2025 laufenden Flüchtlingsfonds bis 2030. Sie billigten das neue Konzept, das sich auf die unabhängige Rechtsberatung für Flüchtlinge und Asylsuchende und die Begleitung von Kirchenasylen konzentriert. Andere Aufgaben des Flüchtlingsfonds, etwa die Qualifizierung von Mitarbeitenden oder die Ausstattung von Kindertagesstätten, würden inzwischen auch von staatlichen Stellen übernommen.
Finanziert wird das neue Konzept durch gut vier Millionen Euro, die nach Auslaufen des derzeitigen Flüchtlingsfonds 2025 voraussichtlich übrig sein werden, und weiteren knapp 3,4 Millionen Euro. Die Kirche brachte und bringt zwischen 2013 und 2025 insgesamt 23,9 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit auf. In einer Resolution forderten die Synodalen gemeinsam mit der Kirchenleitung von der Politik, den Schutz von Flüchtlingen zu gewährleisten. Das Recht auf Asyl sowie die historischen Errungenschaften der Genfer Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention dürften nicht zur Disposition gestellt werden.
Die Delegierten beschlossen überdies einen „Jugendcheck“. Die Kirche werde künftig Gesetzesvorhaben daraufhin prüfen, welche Folgen sie für die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen haben. Den Check übernehmen wird die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau (EJHN) mit eigenen Mitteln und einer möglichst diversen Gruppe.
Die Synode beschloss am Samstag nach kontroverser Debatte, die Jugendbildungsstätte und das Tagungshaus Kloster Höchst im Odenwald ab Beginn nächsten Jahres zu verpachten und nicht zu verkaufen. Der Kirche liegen zwei Pachtangebote von gemeinnützigen Trägern der Jugendhilfe vor, wie Oberkirchenrat Markus Keller berichtete. Diese würden den Betrieb und das Personal übernehmen. Das Risiko der Baulasten verbleibe beim Eigentümer Kirche, die Pacht von rund 100.000 Euro im Jahr werde voraussichtlich die Hälfte der Kosten decken.
Die EKHN erwartet in diesem Jahr Einnahmen aus der Kirchensteuer in Höhe von 515 Millionen Euro. Das Ergebnis liege knapp unter dem des Vorjahrs (517 Millionen Euro), sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses der Synode, Christian Heß. Damit seien die Einnahmen aus der wichtigsten Finanzquelle der Kirche erstmals unter dem Plan geblieben. „Die reale Kaufkraft der Kirche sinkt“, kommentierte Heß.
Der scheidende Kirchenpräsident Volker Jung gab vor Abschluss seiner 16-jährigen Amtszeit zum Ende des Jahres seinen letzten Bericht vor der Synode. Für die Zukunft habe die Kirche die Aufgabe, „die Frage nach Gott wach zu halten und sie auch neu zu wecken“, sagte er. Die Kirche sei herausgefordert, die Demokratie zu stärken und für die unantastbare Würde aller Menschen einzutreten. „Jesus Christus, der Wind und Wellen gebietet, ist mit im Boot,“ unterstrich Jung. Die Delegierten bedachten ihn stehend mit Applaus.