Man kennt André Eisermann aus Kino-Filmen wie “Schlafes Bruder” oder “Kaspar Hauser”. Aktuell ist er wieder mit Goethes “Werther” auf Tour. Bisweilen braucht er als Schaustellerkind aber den Duft von Zuckerwatte.
André Eisermann (57), Schauspieler, hat seine Ausbildung an der renommierten Münchner Falckenberg-Schule als eine sehr wichtige Zeit für seine Persönlichkeitsbildung empfunden. Er habe Strukturen kennenlernen und sich darin üben dürfen, erzählte der aus einer Schaustellerfamilie stammende Eisermann der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Zum ersten Mal in seinem Leben habe er kontinuierlich etwas gelernt und sich einem Klassenverband unterordnen müssen. “Ich hatte ja keine Schulbildung, musste als Kind mehr als 200 Mal die Schule wechseln.”
“Ich habe gern getanzt, ich habe auch gern gehechelt und Aikido gemacht. Weil ich mit jedem dieser verrückten Dinge etwas mehr zu mir selber fand – und mich kennengelernt habe”, verriet der Künstler. Auch peinliche Dinge auszuprobieren sowie den Mut zum Scheitern zu haben, gehörten mit dazu. Das sei auch das Prinzip gewesen, das er unter der Regie von George Tabori (1914-2007) wiederentdeckt habe, so Eisermann. Dieser habe in seiner Theaterarbeit nichts Anderes gemacht, als was man auf der Schauspielschule gemacht habe: “junge Menschen in Konflikte stürzen, damit sie sich mit etwas auseinandersetzen, was mit ihnen persönlich zu tun hat.”
Als Schaustellerkind schlendere er mit seinem Mann noch immer gern über Volksfeste, auch über das Münchner Oktoberfest, bekannte Eisermann. “Ich brauche das immer wieder mal, dieses Riechen von Mandelduft und Zuckerwatte, auch diesen vermoderten Geruch, wenn dir die Leute vor den Wohnwagen gepinkelt haben, der Biergeruch am nächsten Morgen: Das versetzt mich ganz stark zurück.” Er sei zwar weg von den Schaustellern, trage aber immer noch deren Mentalität in sich.
Seit 26 Jahren ist der Schauspieler mit seiner Bühnenperformance “Goethe – Werther – Eisermann” auf Tour. Inzwischen sei es nicht mehr so einfach, jemanden für etwas zu begeistern, was gar nicht en vogue ist. Das sei früher anders gewesen. Da seien die Lehrer mit ihren Oberstufen in die Theater gekommen, erinnerte sich der Künstler: “Ich stelle fest, dass wir in einer Zeit sind, in der es nicht einfach ist, die Menschen mit so etwas zu erreichen.” Eisermann wurde vor allem bekannt durch seine Kino-Erfolge “Schlafes Bruder” oder “Kaspar Hauser”.