Einnahmen für Nordkirche steigen – noch

Mit Einnahmen von 481 Millionen Euro aus Kirchensteuern kalkuliert die Nordkirche für 2017. Trotzdem sind die „fetten Jahre“ vorbei, mahnt der Finanz-Chef. Schuld seien nicht nur die Austritte.

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Lübeck-Travemünde. Auch wenn die Nordkirche im nächsten Jahr wieder mehr Geld einnehmen wird, muss sie sich auf Sparrunden einstellen. Nach den "sieben fetten Steuerjahren" werde die Kirche mit sieben mageren Jahren rechnen müssen, mahnte der Vorsitzende des Finanzausschusses und ehemalige Kieler SPD-Finanzminister Claus Möller in der Haushaltsdebatte der Landessynode in Lübeck-Travemünde. Der Haushalt wurde einstimmig beschlossen.
Für 2017 rechnet die Nordkirche mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 481 Millionen Euro, 3,7 Prozent mehr als 2016. Die Gesamteinnahmen einschließlich der Zuschüsse der Länder und der EKD betragen laut Steuerschätzung im nächsten Jahr 524 Millionen Euro, 15 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr. 1,7 Millionen Euro gehen 2017 in die Rücklagen.

Reales Minus

In den kommenden Jahren werden die Einnahmen laut Planung kaum noch steigen. So sollen es bis 2020 jeweils nur noch zwei Millionen Euro mehr sein pro Jahr, eine Steigerung um knapp ein halbes Prozent – angesichts der Inflationsrate ein reales Minus. Risiken in der Haushaltsplanung sieht Claus Möller (Foto) vor allem in Konjunkturschwankungen und neuen Steuergesetzen. Er halte eine Senkung der Einkommenssteuer von zehn Milliarden Euro pro Jahr für durchaus realistisch. Dies würde ein Minus von 30 Millionen Euro für die Nordkirche bedeuten.
Nach den Worten von Kirchenleitungsmitglied Bernhard Schick hat die Nordkirche im vorigen Jahr rund 40.000 Mitglieder verloren – etwa die Einwohnerzahl von Pinneberg. Er rechne auch in den kommenden Jahren mit einem Schwund von jeweils 40.000. Gründe sind vor allem die Alterung der Mitgliederschaft sowie Austritte. Derzeit hat die Nordkirche in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 2,092 Millionen Mitglieder.
Zu den größeren Baumaßnahmen der Nordkirche zählt der Umbau des Landeskirchenamts bis 2018 mit Kosten von 13,9 Millionen Euro. Die Sanierung des Schleswiger Doms bis 2020 wird voraussichtlich 17,3 Millionen Euro kosten. Davon zahlen Bund und Land rund vier Millionen Euro. In Planung sind außerdem Sanierungen in Millionenhöhe auf der Dominsel Ratzeburg.

Hamburg nimmt hohe Gebühren

Außerdem will die Nordkirche im nächsten Jahr einen neuen Versuch starten, die hohen Gebühren in Hamburg für den Kirchensteuer-Einzug zu senken. Hamburg behalte vier Prozent der Kirchensteuer für den Einzug, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern dagegen nur drei Prozent, sagte Finanzdezernent Rüdiger Pomrehn. Die Verträge mit Hamburg zum Kirchensteuer-Einzug seien rund 80 Jahre alt. Die Kirche habe juristisch keine Möglichkeit, diesen Prozentsatz zu senken. Es bleibe nur die Möglichkeit, um ein Gespräch zu bitten.
Die meisten Kirchensteuern sollen 2017 aus Schleswig-Holstein mit 224,4 Millionen Euro kommen. Aus Hamburg sind es 206,8 Millionen Euro, aus Mecklenburg-Vorpommern dagegen nur 31,7 Millionen Euro. 17,8 Millionen Kirchensteuer stammen aus der Abgeltungssteuer. Das Land Schleswig-Holstein zahlt 13,1 Millionen Euro, Mecklenburg-Vorpommern 15,1 Millionen Euro an Staatsleistungen. Weil die Nordkirche unter den evangelischen Landeskirchen zu den "Nehmerkirchen" zählt, erhält sie aus dem Ausgleichsfonds der EKD 8,7 Millionen Euro.
Drei Prozent der Kirchensteuereinnahmen, also 14,4 Millionen Euro, werden für den Kirchlichen Entwicklungsdienst eingeplant, der unter anderem Projekte in Asien, Afrika und Lateinamerika fördert. Die Kirchenkreise und Gemeinden erhalten mit 308 Millionen Euro den größten Anteil der Einnahmen. 91,8 Millionen Euro sind für Versorgungsleistungen vorgesehen. (epd)