Einmal übers Wasser laufen

Familienrüstzeiten gehören zum Angebot des Evangelischen Militärpfarramtes in Osterholz-Scharmbeck. Dieses Jahr wagte das Team etwas Neues: eine Woche auf einem Traditionssegler.

Gruppenfoto vor dem Tra­ditionssegler „Eens­gezind­heit“
Gruppenfoto vor dem Tra­ditionssegler „Eens­gezind­heit“Dieter Hollinde

Osterholz-Scharmbeck. Wasser hat keine Balken, sagt man. Aber übers Wasser laufen geht auch ohne Wunder. Jedenfalls wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. 
Das erleben die Teilnehmer der Segelfreizeit. Denn der Skipper weiß, wie es geht. Er lässt die „Eensgezindheit“, einen wunderschönen Traditionssegler, an der richtigen Stelle trocken fallen. 
„Eensgezindheit“ heißt auf Deutsch Einigkeit. Das passt zum Schiff und zur Crew. Denn damit das Schiff schnell vorankommt, müssen die Segel richtig stehen. Und dafür müssen alle an einem Strang ziehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Muskelkraft werden die Segel gesetzt, dafür wird jede Hand gebraucht. Aber auch unter Deck packen alle mit an, wenn der Smutje in der Kombüse Unterstützung braucht.

Faszinierendes Erlebnis

Der Anker wird geworfen, gleich neben einer grünen Fahrwassertonne. Es ist Ebbe, das Wasser läuft ab. Das Plattbodenschiff setzt auf dem Meeresgrund auf. Am liebsten wollen die ersten schon von Bord gehen. Aber noch brauchen sie Geduld. Es braucht Zeit, bis das Wasser seinen Weg aus dem Watt findet. Dann ist es schließlich so weit. Weit weg von der Küste können die kleinen und großen Nachwuchssegler über den Meeresgrund spazieren. Ein faszinierendes Erlebnis. Mitten auf dem Meer wird das Schiff zu Fuß umrundet. 
Sechs Tage ist die Gruppe gemeinsam unterwegs. Ausschließlich Väter und Söhne. Ein Vater erzählt, dass er fünf Monate für die Bundeswehr im Auslandsein­satz war. Sein kleiner Sohn konnte das gar nicht richtig begreifen. Aber nun hat Papa nur Zeit für ihn. Ein anderes Kind sieht seinen Vater nur selten. Denn die Eltern leben getrennt, und der Sohn wohnt bei der Mutter. Jetzt verbringt er nicht nur ein Wochenende mit seinem Vater, sondern erlebt gleich ein Abenteuer. Das ist Qualitätszeit für Väter und Söhne. 

Spontane Regatten

Auch das Wetter spielt mit. Gleich am ersten Tag geht es aus dem Ijsselmeer hinaus aufs Watt – da, wo die Abenteuer warten. Der Skipper versteht sein Geschäft. Immer wieder gibt es spontane Regatten mit anderen Traditionsseglern. Meist gewinnt die „Eensgezindheit“. 
Schnell wächst die Gruppe zu einem Team zusammen. Das Segeln ist Programm genug. Trotzdem bleibt Zeit für die Morgenandachten, Spiele und Gespräche über Gott und die Welt. Auf dem Schiff scheint die Zeit still zu stehen – und doch vergeht die Woche viel zu schnell. Denn immer wieder gibt es etwas zu entdecken.
Begeistert kehren Väter und Söhne zurück. Aber auch ein wenig traurig, dass die gemeinsame Zeit nun doch so schnell zu Ende ist. Die ersten sind sich schnell einig: „Nächstes Jahr stechen wir wieder in See!“