Einen radikalen Wandel erlebt

Einige von ihnen haben die Wende selbst mitgestaltet: Zehn pommersche Pastoren haben in einem Gottesdienst ihre Ordinationsjubiläen gefeiert.

Bischof Tilman Jeremias (li.) und Propst Andreas Haerter danken Christa Göbel, der früheren pommerschen Ökumenepfarrerin
Bischof Tilman Jeremias (li.) und Propst Andreas Haerter danken Christa Göbel, der früheren pommerschen ÖkumenepfarrerinAnnette Klinkhardt

Weitenhagen. Ruhestandspastor Siegfried Barsch erinnert sich noch gut: Vor 60 Jahren, am 7. Januar 1959, wurde er von Bischof Krummacher in der Greifswalder Annenkapelle ordiniert. „Ich wollte für die Menschen da sein, die in der DDR ihren christlichen Glauben bekannten“, erzählt er. Lange Jahre war er dann Pastor in Zarnekow bei Züssow. Im Pfarrhaus und -garten seien alle Generationen zusammen gekommen. „Die Kinder trafen sich zur Christenlehre, meine Frau leitete den Singekreis, die Professoren und Doktoranden aus der benachbarten Karlsburger Diabetes-Klinik suchten ein Seelsorgegespräch – das gesamte Gemeindeleben spielte sich bei uns ab.“

Wohl kaum jemand habe so viel Wandel in Gesellschaft und Kirche erlebt wie Barsch und die anderen neun Pastoren, die verschiedene Ordinationsjubiläen in Weitenhagen bei Greifswald feierten, meint Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. „Einige von Ihnen haben die Wende vor 30 Jahren sehr aktiv mitgestaltet“, sagte er. „Nicht nur die Lebensverhältnisse, auch die Verhältnisse in der Kirche waren in der Folge nicht mehr so wie vorher.“ Die Kirche sei dankbar für ihren Dienst.

„Das hat mich getragen“

Zehn Jahre nach Barsch wurde Jürgen Jehsert ordiniert. Er wirkte als Pastor in Richtenberg und Stralsund, wo er auch mit der Jugendarbeit betraut war, und ab 1986 als Superintendent in Ueckermünde. Als Kriegsdienstverweigerer hatte er nicht wie erträumt Architektur studieren dürfen, sondern zuerst eine Schlosserlehre gemacht, dann Theologie studiert. Im Greifswalder Dom wurde er 1969 von Bischof Krummacher ordiniert. „Das bedeutete sehr viel für mich“, sagt er. „Zum einen fühlte ich mich nun in als in einer Reihe stehend mit vielen Geistlichen vor mir. Das hat mich getragen.“ Zum anderen habe die Ordination eine rechtlich ordnende Funktion: „Es war für mich die Bestätigung, dass es nicht nur so eine Idee von mir war, Pastor zu werden, sondern dass ich von der Kirche in mein Amt geführt werde.“

Pastor Arndt Noack, der seit 40 Jahren als Pastor im Dienst ist und zu Wendezeiten Studentenpfarrer in Greifswald war, sieht es ähnlich. „Ich fand meine Ordination damals schön und wichtig. Denn sie bedeutet für mich, dass ich als Pastor beauftragt bin, das Wort zu predigen, und es nicht selbst ergreife.“ Der Talar biete auch einen gewissen Schutz. „Ich muss nicht derjenige in der Gemeinde sein, der den tiefsten Glauben hat. Ich muss aber das Wort so gut auslegen, wie ich es kann.“

Der Kern der Arbeit

Bischof Tilman Jeremias sagte im Gottesdienst, gerade heute sei es wichtig, dass die Pastoren im Blick behielten, womit sie in der Ordination beauftragt worden seien: „das Wort Gottes öffentlich zu verkündigen und die Sakramente zu verwalten.“ Darin liege der Kern ihrer Arbeit. „Natürlich gehörte und gehört zu Ihrem Dienst auch die Seelsorge, für die Älteren war sicher auch die Pflege von Pfarrhof und Pfarrgarten eine wichtige Aufgabe, heute sind es vor allem Verwaltungsaufgaben. Doch ist es essenziell für die Zukunft der Kirche, dass wir Pastorinnen und Pastoren uns zu allererst um die Verkündigung und die Sakramente kümmern.“