Eine Talkshow nur für Männer

Greifswalder Christen haben eine Talkshow der etwas anderen Art organisiert: die neue Reihe „Drehmoment“, bei der Frauen außen vor bleiben.

Nur mit Abstand wird auf der Insel Föhr gesprochen
Nur mit Abstand wird auf der Insel Föhr gesprochenC. Schüßler / Fotolia

Greifswald. Breite Schultern, tätowierte Arme, freundliches Lächeln – ungefähr so sieht er auf Fotos aus, dieser Oliver Schalk, der am Freitag, 14. Juni, von Sassnitz nach Greifswald kommen wird. In einer Kfz-Werkstatt nahe dem Bahnhof, zwischen Autoreifen und viel Beton, will er sich interviewen lassen und dem Publikum von seinem Leben erzählen: davon, wie er vom prügelnden Hooligan zum Christen wurde, vom ruhelosen Revoluzzer in der DDR und Westdeutschland zu einem, der Gottes Frieden unter die Menschen bringen will.

„Drehmoment“ heißt die Veranstaltungsreihe, die damit zum zweiten Mal stattfindet: Vier Männer aus verschiedenen Greifswalder Gemeinden haben sie vor ein paar Monaten als eine Art Life-Talkshow gegründet; Bischofsreferent Carsten Brall, Daniel Schneider von der Offensive Junger Christen, Pastor Kolja Koeniger von der Christusgemeinde und Thomas Reininger, Psychologe und Kirchenältester in der Johanneskirche. „Wir hatten einfach Lust, mal was zu machen, was Männer ganz besonders anspricht“, sagt Reininger. Und was so niedrigschwellig sei, dass man Kollegen oder Bekannte ohne Kirchenerfahrung dazu einladen könne. „Wir glauben, dass Gespräche bei Bier, Bratwurst und Musik in einer Werkstatt für viele Männer eher anziehend wirken oder jedenfalls eine kleinere Hemmschwelle darstellen als ein Gottesdienst mit Gesangbuchliedern in der Kirche“, sagt er.

Der Moment, wenn es Klick macht

Das Konzept ist so simpel wie klar: Jedes Mal wird als Gast ein Mann eingeladen, der eine ungewöhnliche Biografie oder Persönlichkeit hat und Lust, davon zu erzählen. Ein Drehmomentschlüssel sei in KfZ-Werkstätten ein viel benutztes Werkzeug, erklärt Reininger: Man verwende es zum Beispiel, um Schrauben an den Felgen so festzuziehen, dass sie sich trotz der beim Fahren wirkenden Kräfte nicht lösen. „Beim Festziehen macht es Klick“, beschreibt er.

Eben darum soll es bei den Interviews auch gehen: um Erfahrungen im Leben, die etwas festmachen oder wenden. Momente, in denen es Klick macht. Als ersten Gast hatte das Drehmoment-Team den Musiker Artur Apinyan eingeladen, der als Dreijähriger mit seiner Familie von Armenien nach Demmin geflüchtet war, von den Eltern christlich geprägt wurde, im Jugendzentrum der Kirche aber auch eigene Glaubenserfahrungen machte.

„Coole Atmosphäre“

„Das war total spannend, er hat sehr locker geredet und sehr persönlich erzählt“, sagt Student Clemens Steinert, einer der rund 25 Besucher. Die Atmosphäre in der Werkstatt sei „richtig cool, auch mit der indirekten Beleuchtung“. Und Artur Apinyans Live-Stücke zwischendrin hätten für gute Abwechslung gesorgt. Alles in allem ein gelungenes Format, zu dem man sehr gut Freunde auch jenseits von Gemeindekreisen einladen könne, findet Steinert.

Warum Frauen keinen Zutritt haben sollen – gar nicht so leicht zu erklären. Reininger sagt, Männer und Frauen hätten im Grunde die gleichen Bedürfnisse und Motivationsstrukturen. „Aber es ist schon so, dass Männer sich anders ansprechen lassen als Frauen“, dass sie ihre Freizeit anders verbrächten, andere Interessen hätten. Die Idee zu den Werkstatt-Gesprächen war bei einem Bierbrauseminar von der Offensive Junger Christen entstanden: unter Männern. Auch deshalb ist es nun ihr Bier. Und offenbar eines, das sie in Hochstimmung versetzt: „Die Atmosphäre im Veranstaltungsteam ist super“, sagt Thomas Reininger. „Wir alle haben eigentlich schon genug Aufgaben in unseren Kirchengemeinden. Aber wir empfinden diesen Termin nicht als Arbeit, wir sind so richtig mit Spaß dabei!“

Info
Die Talkshow beginnt am Freitag, 14. Juni, um 20 Uhr im CarServicePoint, Bahnhofstraße 44d.