Eine neue Perspektive

Über einen Gott, der ganz andere Blickwinkel möglich macht, schreibt Annemargret Pilgrim. Sie ist Pastorin im Ruhestand in Stralsund.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „… Keinem von uns ist Gott fern. Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein.“ aus Apostelgeschichte 17, 27c+28-Basisbibel

Ich lese die berühmte Rede des Paulus auf dem Areopag in Athen – gegenüber der Akropolis mit ihren Tempeln. Athen ist das geistig-religiöse Zentrum der Griechen. Dort stand ich während einer Gemeindefahrt und las die Stelle aus der Apostelgeschichte vor. Die Rede des Paulus lobt die Athener in ihrer Frömmigkeit. Ihren Altar für den unbekannten Gott erklärt er ihnen als den des einen Gottes, der Himmel und Erde geschaffen hat. Wagt den Perspektivwechsel. Dieser Gott ist neue Perspektive für alle(s). Opfer müssen wir ihm nicht bringen, keinen Tempel für ihn bauen, ihm nicht Bilder in Edelmetall gestalten.

Er ist nahe neben uns. Gott verdanken wir das Leben. Er wird euch begleiten, euer Leben sinnvoll zu gestalten.

Welt ohne Lebensverachtung

Und was heißt das für mich? Respektvoll auf Andersgläubige zugehen, fragen und ihnen vom unbekannten Gott erzählen. Wirtschafts- und Konsumtempel kritisch hinterfragen und ihnen ihren Platz zuweisen. Wachstum nicht vergötzen, Ausbeutung nicht zulassen. Mich beteiligen an Schritten zum Schutz von Klima und Mitwelt – und nicht am Hinausschieben. Selbst wenn es wehtut. Ich will mich dafür starkmachen, dass die Welt ohne Lebensverachtung und -zerstörung auskommt.

Ich will um Gottes willen für das Leben und seinen Schutz eintreten und für eine fürsorgliche Begleitung am Ende des Weges. Ich will mich ebenso wenig von Angst und Resignation wie von Leichtfertigkeit in dieser schwierigen Zeit der Pandemie leiten lassen, sondern mich mutig und beherzt einbringen mit meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Das ist Aufgabe, Herausforderung, Chance und Verantwortung. Manchmal drückt es mich zu Boden und nimmt mir die Luft zum Atmen! Aber ich habe Gottes Zusage, mir beizustehen und im Leben und Sterben bei mir zu sein.

„Gott gab uns Atem, damit wir leben, er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.“

Unsere Autorin
Annemargret Pilgrim ist Pastorin i.R. aus Stralsund.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.