Eine Mosterei neben der Kirche

Am alten Pfarrhaus neben der Kirche in Görmin wird jetzt gemostet. Christian Uhlemann hatte die Idee. Er will Säfte pressen – und noch etwas ganz Anderes erreichen.

„Wie funktioniert denn das?“ David, Finja und Nele lassen sich von Christian Uhlemann die Mostmaschine erklären
„Wie funktioniert denn das?“ David, Finja und Nele lassen sich von Christian Uhlemann die Mostmaschine erklärenAnja Goritzka

Görmin. „Das Spaltgerät könnte man ja auch als Saftpresse benutzen“, dachte sich Christian Uhlemann eines Nachmittags beim Spalten von Feuerholz. Andere würden die Idee vielleicht gleich wieder verwerfen, doch so ist der 50-jährige nicht. Wenn ihn etwas gepackt hat, denkt er weiter darüber nach.

Einige Teile müssten natürlich ergänzt werden. „Das wäre aber ganz schön teuer“, stellte er bei seinen Recherchen fest. Also doch lieber eine gebrauchte Presse im Internet kaufen. „Die kostete nur die Hälfte“, erzählt Uhlemann. Jetzt mostet er in einer alten Garage direkt neben dem alten Pfarrhaus und der über 650 Jahre alten Kirche in Görmin.

Engagiert im Kirchengemeinderat

Seit 16 Jahren lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zwischen Greifswald und Demmin, engagiert sich im Kirchengemeinderat in Görmin. Seine Frau Ingrid war an der Universität Greifswald tätig, macht jetzt eine Ausbildung zur Gemeindereferentin in der katholischen Pfarrei St. Bernhard in Stralsund. Er selbst ist als Integrationshelfer an einer Schule in Greifswald tätig.

Für Christian Uhlemann ist das Mosten ein neues Hobby
Für Christian Uhlemann ist das Mosten ein neues HobbyAnja Goritzka

Wenn Interessierte vorbeikommen, erhalten sie auch gern eine Führung durch die Kirche, die einst als Wehrkirche erbaut wurde. Diese ist ganz individuell: Für Kinder gibt es zum Beispiel Rätselaufgaben. Mit Spannung erzählt Christian Uhlemann, was es so im Kirchenraum zu entdecken gibt.

Die Garage, in der die Saftpresse steht, ist schön hergerichtet. Die katholische Künstlerin Saskia Stabenow hat die Türen mit Obstdarstellungen bemalt, davor im Rondell stehen eine Tischtennisplatte und eine Bank. Christian Uhlemann sieht das Saftpressen auch als Netzwerken. „Es ist eine Gelegenheit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt er.

Kooperation angedacht

Die Saison ist fast vorbei. Doch für nächstes Jahr kann er sich eine Kooperation mit dem Görminer Mehrgenerationenhaus Dörphus vorstellen: „Es gibt hier in der Gegend viele ältere Menschen, die ihre Obstbäume gar nicht mehr abernten können. Da können dann jüngere Menschen hinfahren, ernten, das Obst zu mir bringen, und ich mache Saft daraus.“ So wie es die drei Geschwister Finja, David und Nele aus Greifswald bei ihrem Besuch an diesem Tag gemacht haben. Bei seinem Nachbarn Werner Steinle haben die Kinder erstmal Äpfel gesammelt­. Auf der großen Wiese mit den vielen Bäumen kamen drei Säcke zusammen. Mit den mitgebrachten Quitten entstand dann Saft für zu Hause.

Doch nicht nur das Obstsammeln begeisterte die fünf- bis achtjährigen Kinder. Auch die Kirchenführung sorgte für strahlende Augen: Warum gibt es unter dem Altar einen Schrank? Weshalb ist an der Tür ein großer Holzbalken, mit dem die Tür verschlossen werden kann? Wohin führt denn bloß das scheinbar zugemauerte Fenster? … Und der Spielplatz auf der Wiese vor dem alten Pfarrhaus, in dem sich auch ein Gemeinderaum für die Gläubigen aus Görmin befindet, sorgte für zusätzliche Abwechslung.

Gottesdienst auf der Wiese

Vor der Pandemie war mithilfe der ortsansässigen Agrar GmbH die alte Schafkoppel vor dem Pfarrhaus mit 40 Hängern Erde zur jetzigen Festwiese aufgeschüttet worden, Gras wurde gepflanzt. „Und dann kam Corona und die ursprünglich für Sommerfeste geplante Wiese wurde zur Freiluftgottesdienstwiese“, erzählt Christian Uhlemann. Die Gottesdienste wurden dahin verlegt – neben der Kirche und dem Friedhof – und auch das Weihnachtsspiel fand dort auf der neuen Kirchfestwiese statt.

Für den 1. Adventssonntag, 27. November, ist auf der Wiese nun auch der Adventsmarkt geplant, mit Musik um 14 Uhr von Bernd Ebener in der Görminer Kirche. Die Kinder können an dem Tag ein besonderes Licht, den „Christingle“ gestalten, eine adventliche Tradition aus England, heißt es auf der Internetseite der Kirchengemeinde Dersekow-Levenhagen und Görmin.