Eine Messe für den Frieden – selbst geschrieben

Die Flüchtlingskrise hat ihn dazu animiert: Der Musiklehrer Constantin Grun hat eine Messe für den Frieden geschrieben. Für die Aufführung sucht er noch Chor und Orchester.

Am eigenen Klavier hat Constantin Grun die Messe komponiert
Am eigenen Klavier hat Constantin Grun die Messe komponiertWolfgang Machtemes

Hamburg. Krieg und Terror haben zu einer Flucht von Millionen von Menschen geführt, die in Frieden leben möchten. Die Flüchtlingskrise beschäftigt auch den Hamburger Constantin Grun. Um auf das Problem aufmerkam zu machen, hat er komponiert. „Messe für den Frieden in Zeiten der Flucht“ heißt das Stück des Musiklehrers am Bramfelder Johannes-Brahms-Gymnasium.
Grun selbst ist katholischer Konfession, aber seine Frau ist Protestantin. „Wir leben das sehr ökumenisch“, sagt er. Gemeinsam würden sie abwechselnd die katholische St.- Bonifatius-Kirche und die Wandsbeker Kreuzkirche besuchen. Die Spiritualität, die in manchen Gottesdiensten stecke, hätte ihn bei der Arbeit an der Messe inspiriert.

Unterstützung von prominentem Schriftsteller

Dass er sich an das Komponieren einer eigenen Messe zu der Flüchtlingskrise gewagt hat, habe verschiedene Gründe, so der Musiker. So sei die Krise kein vorübergehendes Thema, sondern sie würde Deutschland noch eine lange Zeit beschäftigen. Ganz konkret hätten Grun zum Beispiel die Bilder der toten Kinder am Strand bewegt. Diese Fotos aus den Medien hätten ihn emotional berührt und seien für ihn ein Startschuss gewesen, diese Messe zu komponieren.
Das Musikstück ist „eine Messe für den Frieden, die den Unfrieden, den wir um uns haben, im Bewusstsein hält“, sagt der Komponist. Damit das noch deutlicher zu Geltung kommt, hat Grun den muslimischen Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, gebeten, Texte für die Messe zur Verfügung zu stellen. Diese sollen zwischen den Messesätzen eingeschoben und von Flüchtlingen vorgelesen werden.

Anstoß zur Integration

Das Ziel sei es, die Texte im Kontrast mit der Musik stehen zu lassen, so Grun: „Der Messetext fokussiert sich auf die ewigen Wahrheiten, die Hoffnung und das Leid der Menschen und des Gottessohnes.“ Kermanis Texte hingegen würden einerseits die Flucht schildern, andererseits auch von Glücksmomenten wie der Rettung berichten. Dadurch würden das Abstrakte aus der Messe und die konkreten Texte Kermanis im Zusammenspiel gut funktionieren.
Für den Zuhörer solle die Messe ein neues Erlebnis werden, weil sie eine Verbindung unterschiedlicher religiöser Traditionen bilde, sagt Grun. Durch seine christliche Prägung und Kermanis muslimischen Glauben biete die Messe einen neuen Blickwinkel. „Sie soll ein Anstoß der Integration sein, die auch praktisch stattfindet, indem Geflohene in die Aufführung einbezogen werden“, so Grun.

Chor und Orchester gesucht

Das Musikstück ist für einen vierstimmigen gemischten Chor mit vier Solisten und Orchester ausgelegt. Das Werk stehe ganz in der klassisch-romantischen Musiktradition, erzählt Grun: „Die Messe ist tonal gehalten, und die Chorstimmen haben etwa den Schwierigkeitsgrad einer frühen Schubert-Messe.“ Warum es eine Messe und nicht beispielsweise ein Pop-Musical geworden ist, hat für Grun einen einfachen Grund. Er findet, „dass die klassische Tonsprache sakral angemessen ist“.
Doch für die finale Umsetzung des Musikstücks fehlt Constantin Grun noch ein wichtiger Baustein: Er benötigt einen Chor mit Solisten und ein Orchester, die die Messe zusammen mit ihm einstudieren möchten. Das Werk sollte für die meisten Ensembles zu bewältigen sein, sagt Grun.
Die Einnahmen aus den Aufführungen möchte Grun einem Fonds spenden, der Flüchtlinge während des Studiums finanziell unterstützt. Auch die Avicenna-Stiftung von Kermani und dessen Ehefrau will das Musikprojekt bekannter machen.
Interessierte können sich direkt bei Constantin Grun unter Tel. 040 / 750 81 06 oder per E-Mail unter missapropace@gmx.de melden.