Eine Kirche in ganz neuem Licht

Hannover. Bewegte Bilder und Projektionen auf Fassaden, Bildschirme als Lichtquelle und 3D-Lichteffekte im Wasser: Beim internationalen Lichtkunstfestival in Hildesheim sind rund 60 000 Besucher aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.

Kirche im neuen Licht
Kirche im neuen Licht

von Michael Vollmer
Die Kirchen boten  bei den „Lichtungen“, die einen glänzenden Abschluss des Stadtjubiläums darstellten, einen besonderen Blickfang. „Monte Sant’ Angelo 2015“ haben die beiden Künstler Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner ihr Projekt am Weltkulturerbe St. Michaelis genannt. Es ist ihre erste Arbeit, die sich gleichzeitig dem Innen- und Außenraum einer Architektur widmet. Dabei sollen beide Bereiche als formale und inhaltliche Ganzheit erfahrbar werden.
„Monte Sant’Angelo“ wurde aus der baulichen Struktur sowie den spirituellen Grundlagen der Michaeliskirche und für sie entwickelt. Die Künstler rückten dabei besonders die Beständigkeit und immerwährende Veränderung in den Fokus. Auf der Grundlage von weißen Lichtrechtecken, einer Art geheimen Zeichen und elektronischen Klängen entstanden innen wie außen statisch-dynamische Raum-Klang-Gebilde.
Das Projekt wurde in Echtzeit durch ein von den beiden Künstlern entworfenes Computerprogramm realisiert. Drei Hochleistungsbeamer kamen neben aufwendiger mehrkanaliger Tontechnik zum Einsatz.

Kirchturm "auf Empfang"

Ebenso gut gefiel den Besuchern das Projekt „Espectro“ von Ghiju Díaz de León. Die mexikanische Künstlerin nutzte den höchsten Kirchturm Niedersachsens als Empfangsgerät, das in der Lage ist, eine Vielzahl von Signalen unterschiedlicher Frequenzen zu empfangen und sie in hörbare, sichtbare und digitale Signale zu verwandeln. Das Ergebnis übertrug sie als Spiel mit Ton und Bild auf die Turmfassade von St. Andreas. Die vielen Menschen waren jedenfalls von den wechselnden Formen und Farben auf der großen Fläche mehr als begeistert. Viele setzten die Installation auf den ersten Platz unter den insgesamt 44 Objekten.
Die Veranstalter waren mit dem Ergebnis zufrieden und würden sich über eine Fortsetzung freuen. „Es wäre schön, wenn wir zukünftig an Lichtungen weiterarbeiten könnten und sich das Lichtkunstfest in Hildesheim als Veranstaltung zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum etablieren würde“, sagt Projektleiter Klaus Wilhelm. An den vier Abenden nutzten 800 Besucher zudem die Möglichkeit, an einem geführten Rundgang teilzunehmen.