Eine etwas andere Rüstzeit

15 Soldatinnen und Soldaten waren dabei. Sie hatten zuvor in Portugal während der schweren Corona-Krise geholfen.

Angehörige des Kommandos SES Ostfriesland nahmen an der Rüstzeit von Militärpfarrerin Ulrike Fendler (vorn rechts)im Kloster Frenswegen teil
Angehörige des Kommandos SES Ostfriesland nahmen an der Rüstzeit von Militärpfarrerin Ulrike Fendler (vorn rechts)im Kloster Frenswegen teilM. Fischer

Im Bereich ASEM („Arbeitsfeld Seelsorge für an Einsatzfolgen leidenden Menschen“) hat im Juni dieses Jahres im Kloster Frenswegen eine Rüstzeit mit einem etwas anderen Schwerpunkt stattgefunden. Hier ging es nicht um bereits erkrankte Menschen, die – an welcher Art von Einsatzfolgen auch immer – leiden. Vielmehr standen bei dieser drei­tägigen Veranstaltung der evangelischen Militärseelsorge 15 Soldaten und Soldatinnen im Fokus, die einige Monate zuvor in Portugal während der dortigen schweren Corona-Krise das Gesundheitswesen sanitätsdienstlich unterstützt haben.

Damals hatte die portugiesische Regierung Deutschland um zeitnahe sanitätsdienstliche Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus gebeten. Innerhalb weniger Tage wurden daraufhin Ärzte, Sanitäter und anderes medizinisches Personal der Bundeswehr unter Führung des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (SES) Ostfriesland aus ganz Deutschland zusammengerufen und in nur wenigen Tagen auf diesen besonderen Einsatz vorbereitet. Es war ein herausfordernder Auftrag, denn die Arbeitsbedingungen in Portugal waren nur grob beschrieben, die Inzidenzzahlen vor Ort auf sehr hohem Niveau und die Soldaten zum großen Teil erst direkt vor diesem Einsatz zum ersten Mal geimpft.

Kaum Entspannung

Während des dreiwöchigen Aufenthaltes in Lissabon hatten die Soldaten kaum Gelegenheit, sich zu entspannen oder über ihre Aufgaben nachzudenken. Und nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wurden sie direkt in ihren Heimatorten in Quarantäne geschickt. Eine gemeinsame Betrachtung des Geleisteten und Erlebten konnte so nicht stattfinden.

Aus diesem Grunde wuchs bei mir und in der Militärseelsorge am Standort Leer den Soldatinnen und soldaten des Kommandos SES Ostfriesland, diese etwas andere ASEM-Maßnahme anzubieten: Die Soldaten sollten Gelegenheit haben, in geschützter Atmosphäre bei Gruppen- und Einzelgesprächen das Erlebte zu reflektieren. Als Militär­pfarrerin bin ich für das Kommando SES Ostfriesland und das Bundeswehrkrankenhaus Westerstede zuständig. So lag die Leitung dieser Rüstzeit bei mir. Gemeinsam mit dem Psychologen Oberregierungsrat Ali Mirheli vom Bundeswehrkrankenhaus haben wir Räume geöffnet, damit auch bisher Ungesagtes und Belastendes in Gruppen- und Einzelgesprächen ausgesprochen und beleuchtet werden konnte.

Dankbar für Seelsorge

Es war eine ASEM-Maßnahme, die entlastend und präventiv gewirkt hat. Die Soldaten waren in hohem Maße dankbar für dieses etwas andere Angebot der Militärseelsorge.

Unserer Autorin
Ulrike Fendler ist Pfarrerin im Militärpfarramt Leer.