Ein Smiley für die Soldaten

Zum dritten Mal hat Militärpfarrer Kristian Lüders ein Versorgungsschiff der Bundeswehr im Mittelmeer begleitet. Die politischen Diskussionen um die Flüchtlingspolitik spielen auch an Bord eine große Rolle, schreibt er.

Der Altar auf dem Tender „Mosel“
Der Altar auf dem Tender „Mosel“Kristian Lüders

Zum dritten Mal begleite ich als Militärpfarrer einen Tender, ein kleines Versorgungsschiff, in die Operation EUNAVFOR MED Sophia. Diesmal ist es die „Mosel“. 
Mitte April steige ich in Kiel ein. Vieles muss an Bord besprochen und geübt werden. Der Pfarrer ist Teil des Systems. Die Struktur ist immer gleich, aber die Menschen sind es nicht. Behutsam gilt es, sie in ihren Besonderheiten kennenzulernen und Vertrauen zu gewinnen. 
Der Einsatz ist nicht unumstritten. Die Hitze der Flüchtlingsdebatte in Deutschland ist auch an Bord zu spüren. Während die „Mosel“ durch die Wellen der Biskaya dampft, bildet sich in Italien eine neue Regierung. An Bord ist allen klar: „Das wird einiges verändern. Unklar ist nur: ‚Was wird anders?‘.“ Die Diskussionen gehen hin und her, Gibraltar wird passiert, und im sizilianischen Catania wartet die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“, etliche Kubikmeter Material, Erfahrungen, Informationen. 
Während das graue Schiff seine Bahn zieht, ziehe ich durch das Schiff, jeden Tag arbeite ich in einem anderen Abschnitt mit, setze ein Tackling, wechsle Filter oder kratze Dienstsiegel ab. Die Soldaten erzählen von der großen Politik draußen und der kleinen an Bord, von dem, was sie erwarten. 
Am ersten Sonntag ist Gottesdienst. Gut zwei Händevoll Soldaten setzen sich auf die Bänke und singen bei den Liedern kräftig mit. Ich spiele Gitarre. Hinter mir am Altar lehnt ein großer Smiley. Der hing früher an der Brücke und war das Logo der Einheit. In der Werft wurde er abgenommen. In der Predigt gehe ich auf diese Geschichte ein und auch auf das Lächeln. Jeder bekommt einen kleinen Smiley-Stressdrückball. So ist Seelsorge, man kann drücken und dann geht es besser. Und so ist die Besatzung der „Mosel“: Auch wenn es schwer wird, lächeln und das Beste daraus machen.
Der Einsatz wird keine Flüchtlingsrettung bringen, sondern viel Patrouillendienst. Auch das ist eine Herausforderung. Und da ist es gut, wenn ein Pfarrer zum Drücken da ist, es hilft ein Lächeln.

Stichwort: EUNAVFOR MED Sophia
Ab Mai 2015 beteiligt sich die Deutsche Marine an den Maßnahmen im Mittelmeer zur Rettung von Menschen in Seenot, seit Juni 2015 unter der Flagge der EU-Mission EUNAVFOR MED. Hauptauftrag ist es, Schleusern das Handwerk zu legen. Die Schiffe der Mission werden im Seegebiet zwischen der italienischen und libyschen Küste – außerhalb der libyschen Hoheitsgewässer – eingesetzt. Die Größe des Seegebiets entspricht in etwa der Fläche Deutschlands. Die Aufgabe der Seenotrettung bleibt bestehen. Sie ist die Pflicht eines jeden Seefahrers nach internationalem Recht. Seit Beginn der Operation retteten deutsche Marinesoldaten 22 534 Menschen aus Seenot. Außerdem wird das Waffen-Embargo gegen Libyen überwacht und die libysche Marine und Küstenwache ausgebildet.