Ein Schwein für die Seeleute in der Jugendherberge

Spanferkel und Südsee-Tänze bei sieben Grad von Seeleuten, die in Hamburg festsitzen – und all das hat etwas zu tun mit dem Start des Vertrags für Atomwaffenverbote.

Für die Seeleute gibt es Spanferkel
Für die Seeleute gibt es SpanferkelPhilipp Reiss

Hamburg. Mit einem großen Spanferkel haben Seeleute aus Kiribati in Hamburg das Inkrafttreten des Atomwaffenverbots-Vertrags gefeiert. Sie bekamen das landestypische Dankeschön als Vertreter ihres Staates von der Pazifik-Gruppe Hamburg und bedankten sich ihrerseits mit Tanz und Gesang – freie Oberkörper mit selbst gebastelten Girlanden bei sieben Grad. Verschiedene Friedensgruppen starten in diesen Tagen Aktionen, um darauf aufmerksam zu machen, dass Deutschland nicht zu den 50 Unterzeichner-Staaten des Atomwaffenverbots-Vertrags gehört. Kiribati und neun weitere Pazifik-Staaten haben ihn ratifiziert.

„Wir haben uns dafür entschieden, das zu überreichen, womit bei besonderen Anlässen auf fast allen Pazifischen Inseln gefeiert wird: mit einem Schwein“, sagte Ingrid Schilsky, Leiterin vom Pazifik-Netzwerk Hamburg. Nach der Zeremonie im Jugendherbergs-Garten gab es also Spanferkel mit Kartoffeln und Gemüse in der Kantine für alle.

Friedensgruppen planen Aktionen

„Etwa 315 Atomwaffentests wurden in den 1950er und 60er Jahren im Pazifik durchgeführt, deren Folgen bis heute nicht genau untersucht wurden“, so Schilsky. Die Überlebenden hätten immer noch keine angemessene Hilfe erfahren. Friedensgruppen wollen am Freitag den Konsuln mehrerer Unterzeichner-Staaten wie Samoa und Palau Blumen überreichen.

Zum Dank führen die Seeleute einen Tanz auf
Zum Dank führen die Seeleute einen Tanz aufPhilipp Reiss

98 Männer aus Kiribati und Tuvalu sitzen teils seit Oktober in der Hansestadt fest, weil ihre Regierungen wegen der Pandemie niemanden ins Land lassen. Nach einem Crewwechsel holt die Reederei Leonhardt & Blumberg ihre Männer nach Hamburg und bringt sie in der Jugendherberge in Horn unter; die Seemannsmissionen kümmern sich um Alltägliches.

In Hamburg wollen Friedensbündnisse am Freitag um 15 Uhr das Inkrafttreten mit einer virtuellen Festveranstaltung feiern. Die Konsuln von Samoa, Palau, Costa Rica und Kasachstan sowie Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) werden zu Wort kommen, wie die Vereinigung Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) mitteilt.

Von 500 Staaten ratifiziert

Der Atomwaffenverbots-Vertrag wurde 2017 in der UN-Generalversammlung angenommen und tritt nun in Kraft. Er wurde von insgesamt 50 Staaten ratifiziert. Er wird von Atommächten und anderen Staaten boykottiert, unter ihnen Deutschland. Der multilaterale Vertrag verbietet unter anderem die Herstellung, die Weitergabe, den Transfer, die Stationierung von und die Drohung mit Atomwaffen. (epd)