Ein Schaufenster für die Theologie

Fünf Jahre lang hatte Kiel keinen Universitätsprediger. Jetzt übernimmt vorerst Oberkirchenrat Daniel Mourkojannis die Stelle – und hat schon einige Pläne.

Daniel Mourkojannis in der Kieler Unikirche
Daniel Mourkojannis in der Kieler UnikircheCatharina Volkert

Kiel. Die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel hat einen neuen Universitätsprediger. Pastor Daniel­ Mourkojannis (58) wird das Amt interimsweise besetzen. Das Ehrenamt ist bereits seit fünf Jahren vakant – klassischerweise wird es von einem Angehörigen der Theolologischen Fakultät besetzt. Mourkojannis­ arbeitet seit 2008 im Landeskirchenamt in Kiel.

„Der Universitätsprediger soll in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkollegium der Universitätskirche für die Durchführung der Gottesdienste sorgen“, erläutert André Munzinger, Dekan der Theologischen Fakultät. Damit werde den Mitgliedern der Universität ein religiöses Angebot unterbreitet, und Menschen verschiedener Disziplinen und Fakultäten würden zusammengeführt. „Die Aufgabe ist daher von Bedeutung für die Begegnung von Wissenschaft und Glaube wie auch für die mögliche Begleitung von Studierenden“, sagt Munzinger.

Suche geht trotzdem weiter

Die Vakanz sei entstanden, weil der ehemalige Universitätsprediger Andreas Müller das Amt aufgrund weitgehender anderer Verpflichtungen niedergelegt habe. „Daniel Mourkojannis übernimmt das Amt kommissarisch, bis die Mitglieder der Fakultät einen neuen Universitätsprediger vorgeschlagen haben“, erklärt Munzinger. „Seit einem guten Jahr hat er den Vorsitz des Kirchenkollegiums der Universitätskirche inne und vertritt bereits seit mehreren Jahren das Landeskirchenamt in diesem Gremium. Insofern ist er bereits eng mit den Abläufen vertraut und für diese Aufgabe bestens geeignet.“

Was die Gemeinde besonders macht

Mourkojannis freut sich auf die Aufgabe. „Das Amt ist das Schaufenster der theologischen Fakultät“, erläutert der Pastor. „Dort hat man die Gelegenheit, Dinge nicht nur wissenschaftlich zu vermitteln, sondern auch als Verkündigung. Man hat zugleich Wissenschaftsgemeinde und Predigtgemeinde vor sich.“ Entsprechend seien die Erwartungen an einen Universitätsprediger. Vielfach setze sich die Gemeinde mittlerweile weniger aus Studierenden, sondern aus bildungshungrigen Besuchern zusammen, die einen anderen Anspruch hätten als eine Kirchengemeinde üblicherweise. Ihnen werde eine Mischung aus Predigt und Vortrag geboten.

Mourkojannis sieht das Amt auf dem Prüfstand. Angesichts des Wandels in der Kirche gebe es verschiedene Vorstellungen dazu, wie es mit dem Amt des Universitätspredigers weitergehen solle. Der gebürtige Leverkusener, der in Bonn und Tübingen studiert hat, hat selbst regelmäßig die Universitätskirche in Tübingen besucht und dort unter anderem den Theologen Eberhard Jüngel gehört. „Damals gehörte es dazu, dass man da war.“

Direkt am Westring liegt die Unikirche mit ihrer markanten Konstruktion
Direkt am Westring liegt die Unikirche mit ihrer markanten KonstruktionCatharina Volkert

Die Interimsrolle als Universitätsprediger möchte Mourkojannis nutzen, um die 10 bis 15 Gottesdienste pro Semester für neue Möglichkeiten zu öffnen und das Amt zu gestalten. „Ich könnte mir beispielsweise Kunst- und Literaturgottesdienste vorstellen“, erläutert der Theologe. „Dazu könnte man Kooperationen mit dem Literaturhaus oder der Muthesius-Kunsthochschule eingehen.“ Auch ein interdisziplinäres Predigt­angebot, bei dem Professoren anderer Fakultäten wie Philosophie, Germanistik oder Geschichte auf der Kanzel stehen, sei denkbar.

„Das Angebot soll vielfältiger werden und auch ein kreatives Element erhalten“, sagt Mourkojannis. Ein interdisziplinäres Angebot spreche viele Besucher an und könnte durch die geplanten Kooperationen die Gottesdienste auch für Studierende wieder interessanter machen. Gepredigt werde nach dem klassischen Predigtplan, aber Abweichungen seien erlaubt.

Eingeweiht zum Jubiläum

Mourkojannis fühlt sich der Unikirche Kiel eng verbunden, seit er in den 1990er-Jahren als Assistent an die Kieler Universität gekommen ist. „Das Amt ist mir in gewisser Weise zugewachsen.“

Die Universitätskirche in Kiel wurde 1965 zum 300-jährigen Bestehen der CAU eingeweiht und ist eine der wenigen Universitätskirchen, die in Deutschland nach dem Krieg gebaut wurden. (mit epd)

Info
Mit Beginn des Sommersemesters im April sollen wieder wöchentlich Gottesdienste in der Universitätskirche, Westring 385, gefeiert werden – in der Regel sonntags um 10.30 Uhr.