Ein Platz für Theologen

Die theologische Fakultät beteiligt sich an der 100-Jahr-Feier der Universität Hamburg, dabei ist sie selbst noch jünger.

Am Gorch-Fock-Wall lernen katholische und evangelische Studenten gemeinsam.
Am Gorch-Fock-Wall lernen katholische und evangelische Studenten gemeinsam.Dingler / Uni Hamburg

Hamburg. Heute ist er Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), aber an sein Studium erinnert sich Johann Hinrich Claussen immer noch gern. „Ich habe ausgiebig und gern in Hamburg Theologie studiert“, sagt er. Am meisten beeindruckt hat ihn ein Systematiker: „In dem Systematischen Theologen Hermann Fischer habe ich einen Lehrer gefunden, wie er sein sollte: klug, zugewandt, gelehrt, freundlich – ein selbstloser Förderer“, sagt er.

Zu seiner Zeit war die theologische Fakultät noch in der Sedanstraße untergebracht. Die Räume seien „schon sehr schwierig“ gewesen, erinnert er sich. Heute haben es die Studenten besser. Auch sonst hat sich einiges verändert. Die Universität Hamburg feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Die theologische Fakultät feiert mit, unter anderem mit einem Festgottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs und Erzbischof Stefan Heße am Montag, 28. Oktober, in der Hauptkirche St. Katharinen. „Bildung ist die kluge Art, sich „die Erde untertan“ zu machen, sie also zu bebauen und zu bewahren, wie es die Bibel so unverwechselbar formuliert“, sagt Bischöfin Fehrs.

Uni-Theologie in der Krise

Dabei hat die Theologische Fakultät selbst das Jubiläum noch nicht erreicht. Sie entstand erst 1954. Ihr Gründer Helmut Thielicke zählt bis heute zu den berühmtesten Theologen der Hamburger Universität, von 1960 bis 1961 war er sogar ihr Rektor. Mit Peter Fischer-Appelt wurde die Universität von 1970 bis 1991 noch einmal von einem Theologen geleitet.

Eine Krise erlebte die Uni-Theologie Anfang der 2000er-Jahre. Damals gab es eine Diskussion darüber, ob sie nach amerikanischem Vorbild in einem neuen Studiengang „Religious Studies“ aufgehen sollte. Doch der Studiengang konnte sich behaupten, auch dank kirchlicher und öffentlicher Unterstützung. „Das war eine wichtige Entscheidung, die viel Kampf gekostet und uns zusammengeschweißt hat“, sagt Michael Moxter, Professor für Systematische Theologie.

Innerhalb der Universität mit ihren rund 40 000 Studenten ist die theologische Fakultät klein. 1000 Menschen studieren dort, darunter auch viele Religionswissenschaftler, Lehramtsstudenten oder solche, die Theologie im Nebenfach belegen.

Doktoranden aus aller Welt

Das Interesse am Fach gehe über die eingeschriebenen Studierenden hinaus, erklärt Moxter. „Es gibt immer einzelne Veranstaltungen, die großen Zulauf haben.“ Die Studierenden interessieren sich dafür, wie sich Religion in der Öffentlichkeit zu Wort melden kann, oder haben ein persönliches Interesse an existenztiellen Fragen.“

Rund 20 Kandidaten bereiten sich aktuell darauf vor, in diesem Wintersemester das Erste Theologische Examen oder die Diplomprüfung abzulegen. Das seien mehr als sonst, erklärt Moxter. Vollzeit-Studierende fänden an der Fakultät flache Hierarchien und ein gutes Arbeitsklima. „Wir sind nah dran an den Studierenden“, sagt er. Inhaltlich seien sie offen für die Kulturwissenschaften, in der Systematischen Theologie würden etwa auch religionsphilosophische Fragen behandelt. Besonderheiten seien die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen und die Arbeitsstelle Kirche und Gemeinwesen sowie die Missionsakademie, die Doktoranden aus der ganzen Welt anzieht.

Umzug in größere Räume

Größtes Problem der Uni-Theologen waren lange die heruntergekommenen Räume in der Sedanstraße. Im März 2018 war damit Schluss. Der Fachbereich Evangelische Theologie, der Fachbereich Katholische Theologie und die Akademie der Weltreligionen zogen zusammen in ein um 1900 erbautes Gebäude am Gorch-Fock-Wall 7, das neue „Haus der Religionen“. In den Räumen der ehemaligen Oberpostdirektion stehen insgesamt 8000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. In die Räume in der Sedanstraße zog die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften.

Die Mitarbeiter der theologischen Einrichtungen sollen durch die räumliche Nähe auch besser zusammenarbeiten können. „Die gute Nachbarschaft hat sich bewährt“, sagt Moxter.

Info
Der ökumenische Festgottesdienst findet am Montag, 28. Oktober, um 18 Uhr in der Hauptkirche St. Katharinen statt.