Ein Pastor geht auf Streife

Patrick Klein wird am Sonntag als neuer Polizeipastor ins Amt eingeführt. Um den Alltag der Beamten kennenzulernen, will er selbst auf Streife gehen.

Hamburgs Polizei-Seelsorger Patrick Klein
Hamburgs Polizei-Seelsorger Patrick KleinTimo Teggatz

Hamburg. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, gibt Patrick Klein zu. Kein Wunder: An diesem Sonntag steht er selbst im Mittelpunkt. Er wird als neuer evangelischer Polizeipastor Hamburgs bei einem Gottesdienst in sein Amt eingeführt. Auf den Bänken nehmen dann viele Beamte Platz, denn am zweiten Advent wird traditionell in St. Jacobi ein Polizei-Gottesdienst gefeiert. „Es berührt mich, dass dann für mich gebetet wird“, sagt Patrick Klein.
Momentan arbeitet sich der 41-Jährige in seinen neuen Job ein, den er Anfang September angetreten hat. Sein Vorgänger konnte ihn noch einen Monat lang unterstützen, denn Frank Rutkowsky ging erst Ende September in den Ruhestand – nach fast 20 Jahren als Polizeiseelsorger. „Das hat mir den Start sehr erleichtert“, erzählt Klein.

Erfahren als Notfallseelsorger

Als die Stelle ausgeschrieben war, musste Klein nicht lange zögern. Es sei ihm sofort klar gewesen, dass er sich bewerben wolle. Schließlich hat er schon elf Jahre lang Erfahrungen als Notfallseelsorger gesammelt, zuerst im Vikariat, später als Gemeindepastor in Mölln und als Landeskirchlicher Beauftragter für die Notfallseelsorge in Schleswig-Holstein.
Vor vier Jahren wechselte Klein nach Hamburg als Pastor an die Hauptkirche St. Jacobi. Die Kirche muss er für seine neue Arbeit nicht wechseln, denn die Polizeiseelsorge ist traditionell an St. Jacobi angesiedelt. In seiner neuen Tätigkeit fühlt Klein sich schon nach drei Monaten sehr wohl: „Es ist die beste Stelle, die mir meine Kirche bieten kann“, sagt er.
Um die etwa 10 000 Hamburger Polizisten kennenzulernen, besucht Patrick Klein regelmäßig Reviere und spricht mit den Mitarbeitern. Doch das reicht ihm nicht: Anfang des kommenden Jahres möchte er in einem Revier eine Woche lang Schichtdienst schieben, mit Beamten auf Streife gehen oder am Schreibtisch sitzen. Sein Ziel: „Ich will erfahren, wie sich Schichtdienst anfühlt. Das kenne ich bislang noch gar nicht.“

Wenn das Notfalltelefon klingelt

Und was reizt ihn an seiner neuen Arbeit? „Die Vielfalt macht den Reiz aus“, sagt Klein und erzählt davon, dass er junge Polizisten an der Akademie der Polizei unterrichtet. Es habe ihn gefreut, wie neugierig und aufmerksam sie seinem Unterricht folgten. Themen sind zum Beispiel Ethik und praktische Fragen aus dem Arbeitsleben von Polizisten: Wie überbringt man Angehörigen Todesnachrichten? Auch bei Einsätzen begleitet er die Beamten. So ist er zum Beispiel bei einer Demonstration in der Innenstadt und beim Fußballspiel Hamburger SV gegen Borussia Dortmund dabei gewesen. Es gehe ihm darum, präsent zu sein und den Polizisten zu zeigen: „Der ist für mich da!“
Regelmäßig übernimmt er den Dienst am Notfalltelefon, das immer dann klingelt, wenn dringende Seelsorge gebraucht wird. Klein hat noch keinen Anruf bekommen, doch aus seiner langen Tätigkeit als Notfallseelsorger weiß er: „Es kann schon helfen, wenn man einfach nur zuhört.“ Er selbst verarbeitet belastende Einsätze am besten, wenn er anschließend viel darüber redet.
Und manchmal sind es keine langen Seelsorge-Gespräche, sondern kleine Gesten, die viel bringen. So zünden die Polizisten beim Gottesdienst am Sonntag eine Kerze an und stellen sie vor dem Altar ab. So könnten sie Sorgen und Probleme abladen, sagt Patrick Klein – das sei ein sehr emotionales Erlebnis.
Info
Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 6. Dezember, um 10 Uhr in St. Jacobi. Klein wird durch Pastor Sebastian Borck, zuständiger Hauptbereichsleiter der Nordkirche, eingeführt. Grußworte sprechen Polizeivizepräsident Reinhard Fallak sowie Hauptpastorin und Pröpstin Astrid Kleist.