Ein Ort für alle Menschen

Engagierte der Bürgerinitiative „Cadenberge hilft“ haben sich für die Errichtung eines Mahnmals für Menschen eingesetzt, die auf ihrer Flucht in ein vermeintlich besseres Leben gestorben sind.

Sechs Schüler der Oberschule Cadenberge, darunter auch einige Flüchtlinge, bauten mit am „Denkmal für alle auf der Flucht gestorbenen Menschen“ an der St.-Nicolai-Kirche.
Sechs Schüler der Oberschule Cadenberge, darunter auch einige Flüchtlinge, bauten mit am „Denkmal für alle auf der Flucht gestorbenen Menschen“ an der St.-Nicolai-Kirche.Arno Grewe/epd

Cadenberge. An der Kirche St. Nicolai in Cadenberge an der Wingst zwischen Stade und Cuxhaven wurde ein besonderes Mahnmal errichtet – es erinnert an Menschen, die auf der Flucht gestorben sind. „Nach Schätzungen der Uno sind 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht“, berichtet Cadenberges Pastor Bert Hitzegrad. „Erst diese Woche hörten wir in den Nachrichten, dass 90 Flüchtlinge in einem Boot vor Libyen ertrunken sind“, nennt der Seelsorger nur eine von vielen humanitären Katastrophen.Die Kirchengemeinde entschloss sich deshalb zur Errichtung eines Denkmals.

Festgottesdienst zur Einweihung des Denkmals

Nun fand in der St.-Nicolai-Kirche ein Festgottesdienst zur Einweihung des „Denkmals für alle auf der Flucht gestorbenen Menschen“ im Außenbereich der Kirche statt. „Wir hatten uns eine größere Feierstunde gewünscht“, bedauert Hitzegrad. Unter anderem sollte auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, nach Cadenberge kommen. Doch die Pandemie durchkreuzte diese Pläne.

Die Idee des Denkmals hatte Ulli Beushausen, einer der Engagierten der Bürgerinitiative „Cadenberge hilft“, vor anderthalb Jahren. „Es sind so viele tragische Schicksale, die sich auf der Flucht der Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, ereignen. Auch einige Angehörige von Flüchtlingen, die bereits hier bei uns leben, sind im Mittelmeer ertrunken.“ Ihm und seinen Mitstreitern sei es wichtig, dass es für diese Menschen einen Ort zum Trauern gibt. Die Idee stieß beim Kirchenvorstand auf offene Ohren und wurde einstimmig genehmigt. Dann ging es an die Planung und Umsetzung.

Der Oberndorfer Künstler Michael Bungard wurde mit in die Aktion eingebunden. Er sorgte für die Gestaltung des Denkmals. Insgesamt sechs Schüler aus der 8. bis 10. Klasse der Schule Am Dobrock, darunter auch Flüchtlingskinder, bauten unter Anleitung ihrer Lehrerin Barbara de Vries das Denkmal mit auf. Die Schülerfirma „Abteilung Bauhof“ brachte sich ebenfalls praktisch in die Umsetzung mit ein. „Das Ganze ist ein Musterbeispiel für Integration“, lobte Beushausen.

Spenden finanzierten das Projekt

Zu sehen sind wellenförmig angeordnete Grabsteinfragmente. Auf diesen ist auf insgesamt 21 Schriftzeichen der Anfangsbuchstabe des Wortes „Mensch“ zu sehen. Ein Teil eines sinkenden Flüchtlingsbootes, das gerade eben noch aus dem Wasser ragt, vervollständigt das Denkmal. „Es ist ein Ort für alle Menschen, die aufgrund von kriegerischen Ereignissen fliehen mussten und auf der Flucht gestorben sind“, erklärte Ulli Beushausen. Eine Tafel an der Kirche wird in Zukunft über das Denkmal informieren.

Finanziert wurde das Projekt durch Spenden aus der Region. Es beteiligten sich unter anderem die Kulturstiftung der regionalen Sparkasse, der Lions-Club Land Hadeln und der Rotary-Club Land Hadeln, die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung, aber auch die Samtgemeinde Land Hadeln und die Gemeinde Cadenberge, die SPD im Land Hadeln und verschiedene Bürger aus Cadenberge.