Ein Norweger an der Michel-Orgel

Er hat schon im Nationalheiligtum Norwegens als Kantor gearbeitet und sich dann auf das „Abenteuer“ in einem anderen Land eingelassen. Magne H. Draagen gibt sein Antrittskonzert als Michel-Organist.

Magne H. Draagen an der Großen Orgel auf der Westempore des Michel
Magne H. Draagen an der Großen Orgel auf der Westempore des MichelTimo Teggatz

Hamburg. Es war eine besondere Feier, damals im Mai 2011 im Michel. Norwegen war Partnerland des Hafengeburtstags, und zum Eröffnungsgottesdienst des Volksfestes kamen Bürgermeister Olaf Scholz und der norwegische Prinz Haakon. Für den guten skandinavischen Ton hatte der Thronfolger den Osloer Domkantor Magne H. Draagen mitgebracht, der an der Orgel des Hamburger Wahrzeichens Platz nahm.

Zehn Jahre später ist Draagen zurück in der Hansestadt, aber dieses Mal nicht nur für einen Besuch. Der Norweger arbeitet seit September als Organist am Hamburger Michel. Er folgt auf Manuel Gera, der nach Brandenburg gewechselt ist. Nach der Entscheidung für Draagen zeigte sich Hauptpastor Alexander Röder überzeugt, dass der Norweger gemeinsam mit Kantor Jörg Endebrock die „Strahlkraft der Kirchenmusik an St. Michaelis noch verstärken“ werde.

„Ein großes Kirchenmusik-Land“

Es sei schon ein Abenteuer, sich auf eine solche Stelle in einem anderen Land einzulassen, sagt der 46-Jährige. Aber Deutschland sei ein „großes Kirchenmusik-Land“. Schon oft sei er hier auf Konzertreisen unterwegs gewesen und habe viele Freunde quer durch die Republik gefunden. Außerdem sei er jetzt viel näher am musikalischen Geschehen in Europa als in Norwegen. Und dann hat natürlich Hamburg als Metropole eine Rolle gespielt.

Petra Dirscherl / Pixelio

Lange Diskussionen mit der Familie hat es jedenfalls nicht gegeben, denn der Norweger lebt allein. „So musste ich niemanden fragen“, sagt er. Als Hauptpastor Röder anrief und ihm zusagte, habe er dennoch zunächst einige Bedenken gehabt.

Es war auch kein ganz normaler Job, den Draagen aufgegeben hat. Von 2012 an wirkte er als Kantor und Haupt-Organist am Nidarosdom in Trondheim, der als Nationalheiligtum Norwegens gilt. Eine bessere Stelle gebe es in seinem Land nicht, sagt Draagen, der bereits zahlreiche CDs veröffentlicht hat. Vorher arbeitete der studierte Kirchenmusiker von 2003 bis 2012 als Domkantor in Oslo und Stavanger.

Deutsche Liturgie gelernt

Schon in der Grundschule hatte Draagen Deutsch. Während seines Studiums jobbte er als Organist in der deutschen evangelischen Gemeinde in Oslo. Damals sprach er nicht viel, aber er lernte durchs Zuhören – und zwar nicht nur durch die deutsche Sprache, sondern auch die deutsche Liturgie. Das komme ihm nun zugute, sagt Draagen, der heute fließend Deutsch spricht.

Und welche Projekte möchte Draagen nun im Michel in Angriff nehmen? „Das kann ich noch gar nicht beantworten“, gibt er zu. Schließlich hat er die Stelle mitten in der Pandemie angetreten und noch gar kein normales Gemeindeleben erlebt. In einem Jahr könne man ihn das noch einmal fragen. Möglich sei aber, dass auf seinem Youtube-Kanal bald auch Videos aus dem Michel zu finden sind.

An der Orgel bei der eigenen Konfirmation

Dass Draagen Kirchenmusiker würde, war relativ früh klar. Seine Klassenkameraden aus der Grundschule hätten ihm neulich erzählt, dass er damals Konditor oder Organist werden wollte. Mit 13 Jahren war der Wunsch dann offenbar weit fortgeschritten. Denn beim Vorstellungsgottesdienst seines eigenen Konfirmandenjahrgangs saß der junge Magne bereits an der Kirchenorgel.

Ein besonderes Konzert steht für Draagen wieder am Samstag, 6. November, an. Im Rahmen der Bachwochen gibt er um 18 Uhr sein Antrittskonzert. Unter dem Motto „Echos aus Leipzig“ spielt er Stücke von vier norwegischen Komponisten, die alle in Leipzig studiert haben. Wie vor jedem Auftritt wird er dann wieder ein bisschen angespannt sein. „Aber das ist nicht schlimm, denn es gibt zusätzliche Energie.“

Info
Karten für das Konzert am Samstag, 6. November, um 18 Uhr im Michel gibt es für 17,60 Euro hier oder unter Telefon 040/450 11 86 76. Es gilt die 3G-Regel.