Ein fester Grund

Was die Bergpredigt heute bedeutet, darüber schreibt Janne Bork. Sie ist Gemeindepädagogin in Warnemünde (MV).

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: Christus spricht: „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“ Aus Matthäus 7, 24-27
Die Bergpredigt gipfelt mit ihrem Schlussgleichnis in ein starkes Bild: In der Überlieferung des Matthäus verdeutlicht hier Jesus den Glauben an Gott mit all seinen Konsequenzen als Fundament für ein gelingendes Leben. Es ist jedoch anstrengender, ein Haus auf Fels als auf Sand zu bauen. Um im Bild zu bleiben: man muss härter schuften, tiefer bohren. Es verlangt Kraft, Wagnis und Einsatz.
Doch leider ist selbst der Christenheit die Bergpredigt in ihrer ganzen Tragweite oft gar nicht bewusst. Durch den Evangelisten Matthäus sagt uns Jesus hier: „Redet nicht so viel drüber, tut es einfach!“
Dazu ein Beispiel: An einem Sonntag saß ein Obdachloser neben der Kirche auf einer Bank, traute sich nicht hinein, als eine Dame sich zu ihm gesellte. Die anderen Gemeindemitglieder rümpften die Nase, rieten ihr noch: „Gib ihm nichts, der versäuft es doch eh!“ und gingen erhobenen Hauptes in die Kirche, um dem lieben Gott nah zu sein. Die Dame besorgte Kaffee und Brötchen und frühstückte mit dem Fremden auf der Bank, hörte sich seine Geschichte von Alkoholkrankheit, Arbeitslosigkeit und zerbrochener Familie an – und sie redeten über Gott und die Welt. Als die Glocken zum Vaterunser läuteten, stimmten sie beide in das Gebet mit ein, draußen auf der Bank. Und als die Gemeinde heraus kam, saßen sie noch immer dort.
Ja, manchmal ist man neben einem Obdachlosen auf einer Parkbank Gott näher als in der Kirche. Jesus verlangt oft nicht das Plausible, sondern das Unbequeme von uns.
Unser Haus wird ein Leben lang weiter gebaut, es wandelt sich. Doch es soll Türen haben, die offen sind für Gespräche und Begegnungen. Es soll Fenster haben, mit einem Blick für die Welt um uns. Und es soll uns Schutz bieten, wenn die Stürme des Lebens uns den Boden unter den Füßen wegzureißen drohen.
Dann habe ich mein Haus auf Fels gebaut. Mit Gott als Fundament, auf das ich vertrauen kann, welches mich aber auch zum Handeln herausfordert – und für andere zum Segen werden lassen kann.
Unsere Autorin
Janne Bork
ist Gemeindepädagogin in Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern).
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.