Ein Fest fern der Heimat

Ein Weihnachtsmarkt im Nord­irak, ein Gottesdienst in Estland oder der geschmückte Weihnachtsbaum in der Kaserne: So betreut die Militärseelsorge Soldaten in der Weihnachtszeit.

Weihnachtsmarkt in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg
Weihnachtsmarkt in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg

Irak/Estland/Nienburg. Es ist ein Freitag in der Adventszeit. Soldat Stefan H. ist normalerweise freitagnachmittags bei seiner Familie zu Hause, besonders in der Adventszeit, aber das geht in diesem Jahr nicht. Stefan H. ist im Einsatz, im Nord­irak. Daher freut er sich besonders, dass die Militärseelsorge zusammen mit der Betreuungseinrichtung OASE und der Truppenküche jeden Freitag­nach­mit­tag im Advent einen Weihnachtsmarkt anbietet. 
Der Platz ist vorweihnachtlich geschmückt, es gibt Punsch, Glühwein, Kekse und andere Leckereien; Zeit und Möglichkeit zur Begegnung und zum Gespräch. Das tröstet etwas darüber hinweg, dass man nicht bei der Familie sein kann. Stefan H. und seine Kameraden gehen in dieser Zeit besonders gern beim Militärpfarrer vorbei, um einen Kaffee zu trinken und sich auszutauschen. 

Herausforderung Heiligabend

Heiligabend ist eine besondere Herausforderung. Fern der Heimat und der Familie ist man mit seinen Kameraden zusammen. Am Nachmittag wird ein Gottesdienst gefeiert, alle Nationen aus dem Camp nehmen daran teil, auch die Vertreter verschiedenster Hilfsorganisationen und Behörden. Im Anschluss darf ein Videotelefonat mit der Familie nicht fehlen. Die Familie hat sich organisiert, Weihnachten muss eben ohne den Ehemann und Vater begangen werden. Aber es geht, und man weiß, nächstes Jahr feiert man wieder zusammen. 
Stefan H. geht anschließend zum gemeinsamen Weihnachtsessen. Die Briefe und Pakete aus der Heimat packt er später aus und freut sich über liebe Worte und Wünsche, die vertraute und auch fremde Menschen aus Deutschland ihm Weihnachten in den Einsatz schicken.

Gottesdienst in Estland

Ein kleiner Ort in Estland. Soldaten aus Nienburg leisten hier ihren Dienst. Immer sechs Wochen sind sie dort, dann kommt die andere Einheit. Über ein halbes Jahr insgesamt. Kein Einsatz, aber auch fern der Heimat und den Familien. Das Hallo ist groß, als der Militärpfarrer und sein Pfarrhelfer eintreffen. Mitten in der Vorweihnachtszeit haben sich die beiden auf den Weg gemacht, um ihre Soldaten zu besuchen. Einige Tage bleiben sie vor Ort und erleben und gestalten mit den Soldaten die Adventszeit in der Ferne. Sie feiern Gottesdienst, lesen Geschichten vor, singen gemeinsam Weihnachtslieder, kleine Geschenke werden verteilt, es wird gegessen und gefeiert. Der Pfarrer und sein Helfer haben Zeit für ihre Soldaten. Zeit zum Zuhören, Zeit, sich die kleinen und manchmal auch größeren Sorgen anzuhören.
Der große Tannenbaum steht festlich geschmückt da, die Buden sind aufgebaut, es duftet nach Punsch und leckerem Essen. Es ist Weihnachtsmarkt in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg. Mit großem Engagement haben die Soldaten diesen Markt vorbereitet. Die Militärseelsorge darf nicht fehlen. Verkleidet als Nikolaus und Knecht Ruprecht stehen die Pfarrerin und ihr Helfer an ihrem Stand. Die Soldaten können ein Glücksrad drehen und erhalten dann Christbaumkugeln mit dem Spruch aus dem Buch Jesaja: „Ein Kind ist uns geboren.“ Der Andrang ist groß, es wird viel über die Verkleidung des Nikolaus und das Knecht Ruprecht gesprochen und gelacht. 
Es ist der 24. Dezember. Die Kasernen sind leer. Alle sind zu Hause bei ihren Lieben. Alle? – Nein, einige wenige sind natürlich da und müssen Dienst tun. Die Militärseelsorge verbringt ein wenig Zeit mit den Soldaten und dem Wachschutz an diesem Tag. Erst am Mittag in der einen Kaserne mit einem gemeinsamen Essen und einer besinnlichen Geschichte, dann am Nachmittag in einer anderen Kaserne. Man kommt leicht ins Gespräch am Heiligabend: Wie lange müssen die Soldaten in der Kaserne bleiben, was macht die Familie, wie wird sonst gefeiert? Themen sind schnell gefunden. Gute, gemeinsame Zeit, die schnell vergeht. Die Kerze, die angezündet worden ist, brennt weiter, das Licht der Weihnacht.