Ein Buch für männliche Mutmuskeln
Über bewundernswerte Frauen ist einiges in Zeitschriften, auf dem Buchmarkt und im Feuilleton zu lesen. „Gut so. Wurde ja auch Zeit. Erst recht, wenn sie historisch unentdeckt waren“, schreibt der Hörfunkjournalist und Autor Andreas Malessa aus Hochdorf im Lankreis Esslingen im Vorwort zu seinem neuesten Buch, das am Montag, 16. September, im Patmos-Verlag erscheint.
Unter dem Titel „Und hinterher Helden! Von Männern, die ihrer Zeit voraus waren“ schildert er dagegen bewusst die Geschichte von 28 bewundernswerten Männern, die in ihrer Zeit alles andere als erfolgreich, beliebt oder bereits berühmt waren und auch noch bis heute teilweise zu wenig im Lampenlicht stehen. Sie hatten mit manchen Widerständen und Widrigkeiten zu kämpfen, bevor ihre Taten – meist posthum – geschätzt wurden.
Da ist der Theologe und Historiker Bartolomé de Las Casas (1484/85-1566), der als einer der ersten den Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern durch die Konquistadoren anklagte. Oder Thomas Cook (1808-1892), ein baptistischer Geistlicher, der als Erster armen Leuten in England billige Reisen anbot und das System der Pauschalreisen erfand. So organisierte er für Arbeiter 1861 eine Reise per Bahn und Schiff nach Paris, in der erstmals die Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung im Preis inbegriffen waren.
Der Priester Jean-Marie Vianney von Ars (1786-1859) wurde 1925 von Papst Pius heiliggesprochen. Obwohl er große Schwierigkeiten beim Erlernen der lateinischen Sprache hatte, wurde er zum Priester geweiht und lebte in persönlicher Armut. Es wird berichtet, dass er ein guter Seelsorger war und die Menschen zu ihm strömten. Er soll 16 bis 18 Stunden im Beichtstuhl gesessen und hilfreiche Ratschläge für die schwierigsten Fälle gegeben haben.
André Trocmé (1901-1971) war ein französischer evangelischer Pfarrer in dem Dorf Chambon-sur-Lignon. Als Frankreich von Hitlers Wehrmacht besetzt war und die Auslieferung aller Juden forderte, sorgte er dafür, dass Kinder und ganze Familien auf Gehöften versteckt wurden. Durch die Hilfe des Pfarrerehepaars und des gesamten Dorfes konnten rund 5.000 Juden gerettet werden.
Das Weihnachtslied „O Du Fröhliche“ kennt wohl fast jeder. Johannes Daniel Falk (1786-1826) schrieb es für verwahrloste Kriegswaisen und Straßenkinder. Er protestierte gegen die Prügelstrafe und setzte sich für gewaltfreie Erziehung ein, musste sechs seiner Kinder zu Grabe tragen und blieb trotzdem ein humorvoller Bildungspionier. Sein Weimarer „Rettungshaus“ wird zum Vorreiter diakonischer Jugendsozialarbeit bis heute.
Die Geschichten dieser visionären Männer sollen laut Malessa „ein literarisches Anabolikum für die Mutmuskeln des modernen Mannes“ sein. Aber nicht nur Männer, auch Frauen können diese wahren Heldengeschichten inspirieren. (2077/15.09.2024)