Ein Aha-Effekt für die Gemeinde

Ein Institut hat anhand von vier Hamburger Gemeinden die Koordination von Freiwilligenarbeit in der Kirche untersucht. Das Ergebnis: Es gibt einiges zu tun.

Auch Kuchenschneiden gehört zu den Aufgaben von Ehrenamtlichen
Auch Kuchenschneiden gehört zu den Aufgaben von EhrenamtlichenGustavo Alábiso / epd

Hamburg. Wie viele Ehrenamtliche arbeiten in der Gemeinde mit? Und was genau tun sie? Diese Fragen aus dem Stegreif zu beantworten ist gar nicht so einfach. Wenn man dann alle zählt, die Bibeltexte lesen, Kranke besuchen, Freizeiten organisieren, Torten backen oder im Gemeindesaal Staub saugen, ist das Ergebnis oft eine Überraschung.

Etwa 80 bis 100 Freiwillige engagieren sich pro Gemeinde, bei den Hauptkirchen können es sogar mehrere Hundert sein. „Das ist auch für eine Gemeinde selbst ein Aha-Effekt“, sagt Matthias Pregla, Referent am Institut für Engagementförderung. „Bei so vielen Engagierten liegt es nahe, dass das ein Arbeitsbereich ist, den man nicht dem Zufall überlassen, sondern gut planen sollte“, sagt er.

Das Institut für Engagementförderung hat nun eine erste qualitative Auswertung zur Freiwilligen-Koordination Hamburger Gemeinden durchgeführt. Die Ergebnisse beruhen auf der Befragung von vier Gemeinden. Alle hatten zuvor an dem kostenlosen Programm teilgenommen, das das Institut für Gemeinden anbietet, die ihre Freiwilligenarbeit besser planen wollen.

Mehr Koordination gefragt

Die Teilnehmer hatten ein kleines Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammengestellt. Das Institut begleitete und beriet sie ein halbes Jahr lang. In fünf Modulen lernten die Mitarbeiter zum Beispiel Hintergründe und Studien zum freiwilligen Engagement kennen, bevor sie untersuchten, was es in ihrer Gemeinde bereits gibt: Wie viele engagieren sich? Was tun sie genau? Wie arbeiten sie mit den Hauptamtlichen zusammen? Finanziert wird das Programm vom Kirchenkreis Hamburg-Ost.

Eines der Fazits, die Pregla nun aus der Untersuchung zieht, lautet: Die Koordination für das freiwillige Engagement erfordert einen neuen Blick für die sehr verschiedenen Formen des Ehrenamts. Denn Kirchengemeinden sind ein Ort, an dem man sich vielfältig engagieren kann. Rund 50 Arbeitsbereiche hat das Institut ausgemacht.

Auch wenn man neue Freiwillige gewinnen kann, ist es sinnvoll zu wissen, welche unterschiedlichen Möglichkeiten es für sie gibt. Ebenso, wenn man für die bereits Engagierten eine „Anerkennungskultur“ aufbauen will. Das lohnt sich, denn aus anderen Studien weiß man, dass die Zeiten des reinen Altruismus vorbei sind. Freiwillige wollen etwas für andere tun, aber auch selbst davon profitieren. Das heißt aber nicht, dass sie in Bezug auf die Aufgaben anspruchsvoller geworden sind.

Sehr zu empfehlen: der Newsletter

Nicht nur die Aufgaben, auch die Engagierten sind sehr unterschiedlich. Manche Freiwillige haben eine starke Bindung an „ihre“ Gemeinde. „Andere begeistern sich eher für ein Thema, wie zum Beispiel den Umweltschutz. Ob sie sich dafür dann bei einem Umweltverband oder bei ihrer örtlichen Kirchengemeinde einsetzten, spiele für sie nur eine untergeordnete Rolle, so Pregla.

Daher müssten die Menschen möglichst individuell angesprochen werden. Eine Erkenntnis der Befragung ist, dass die Kommunikation in der Gemeinde alle Freiwilligen einschließen muss und Informationen nicht nur an hochverbundene Ehrenamtliche gehen. Nur dann könne die Einführung von Freiwilligenkoordination gelingen. Ein interner Newsletter beispielsweise könnte da schon Abhilfe schaffen.

Überrascht hat Matthias Pregla die Erkenntnis, dass unerfüllte Erwartungen bei Einzelnen an diesen Beratungsprozess die Motivation offenbar erheblich sinken lassen. Die Untersuchung des Instituts ergab außerdem, dass die Erwartung an Freiwilligenkoordination teilweise recht hoch ist. „Freiwilligenkoordination ist eine umfangreiche Aufgabe, die viel Zeit erfordert“, sagt Pregla.

Auch wenn die Auswertung noch nicht abgeschlossen ist, empfiehlt Pregla den Gemeinden eine eigene Arbeitsgruppe für systematische Engagementförderung. Sie soll Ansprechpartnerin für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche sein und auf eine Wertschätzung der freiwilligen Arbeit achten. „Eine zugewandte Begleitung von engagierten Menschen wird sich am Ende immer lohnen.“ (mit epd)