Das Lehmbruck-Museum in Duisburg zeigt unter der Überschrift „Mechanik und Menschlichkeit“ eine Retrospektive zum Werk der beiden Schweizer Künstler Eva Aeppli und Jean Tinguely. Ab Sonntag stehen bis zum 24. August Tinguelys bewegliche Skulpturen und die lebensgroßen genähten Skulpturen Aepplis im Zentrum der Schau, wie das Museum am Donnerstag ankündigte. Aeppli vermag mit ihren Arbeiten eine mehr als berührende Menschlichkeit einzufangen, wie Museumsdirektorin Söke Dinkla erklärte.
Aeppli und Tinguely, die beide im Mai vor 100 Jahren geboren wurden, werden in der Duisburger Schau zum ersten Mal in einer umfassenden Ausstellung gemeinsam vorgestellt, wie Dinkla erläuterte. Insgesamt über 90 Skulpturen, Installationen, Bilder, Skizzen und Wandarbeiten machten die „tiefe Menschlichkeit und poetische Kraft ihres Zusammenspiels erlebbar.“
Ein Höhepunkt der Schau ist das Gemeinschaftswerk des Künstlerpaares in den 1990er Jahren. Die meisten Exponate hat das Lehmbruck-Museum vom Tinguely Museum in der Heimatstadt des Künstlers, Basel, sowie vom Museum im schweizerischen Solothurn bekommen.
Zu den Exponaten zählen rotierende Maschinenskulpturen des 1991 verstorbenen Bildhauers Tinguely. Eine dieser Metall-Konstruktionen steht etwa auf seinem Grab in der Gemeinde Neyruz. Die meisten Werke des Künstlers, der 1951 Aeppli heiratete und mit ihr nach Paris zog, verfügen über einen Elektromotor. In Duisburg ist auch eine Maschine aus dem Jahr 1959 zu sehen, die Bilder malt und ganz ohne Künstler auskommt. Nötig sind nur Farben, Papier und die Geschwindigkeitseingabe, mit der „gemalt“ werden soll. Aber auch erste, zarte Draht-Kompositionen von 1953 sind zu sehen oder ab 1946 entstandene bewegliche Schwarz-Bilder.
Von Aeppli zeigt das Lehmbruck-Museum unter anderem von ihr ab 1953 gefertigte Handpuppen. Eine trägt den Titel „Der Bandit“ und stellt ihren Lebenspartner Tinguely dar. Eine andere erinnert ausgezehrt und mit fast skelettierten Händen an den Vampir aus dem legendären Stummfilm „Nosferatu“. Gezeigt wird auch ihre achtteilige Kohle-Arbeit mit dem Titel „Striptease“, die einen weiblichen Clown zeigt, der von Bild zu Bild weniger Kleidung und Schmuck trägt und am Ende fast unsichtbar ist. Ihre Arbeit „Gruppe der 48“ zeigt 48 lebensgroße und schlanke Figuren, die in schwarzen Samtroben stecken. Die Köpfe sind aus weißer Seide und mit Riesenaugen, aufgerissenen Mündern und genähten Narben im Gesicht versehen.