Druck auf umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel nimmt zu

Die Proteste gegen den evangelischen Pastor Olaf Latzel aus Bremen häufen sich. Schwul-lesbische Gruppen und der leitende Theologe machen ihm schwere Vorwürfe. Der Staatsschutz ermittelt.

Pastor Olaf Latzel in der Bremer Innenstadtkirche St. Martini (Archivbild)
Pastor Olaf Latzel in der Bremer Innenstadtkirche St. Martini (Archivbild)Alasdair Jardine / epd

Bremen. Der Druck auf den umstrittenen evangelischen Pastor Olaf Latzel aus Bremen nimmt zu. Die Gesamt-Mitarbeitendenvertretung der Bremischen Evangelischen Kirche fordert die sofortige Suspendierung des Pastors der evangelikalen Bremer Innenstadtgemeinde St. Martini. Der 52-jährige Theologe hatte unter anderem homosexuell lebende Menschen diffamiert. Unterdessen hat der Vorstand des Christopher Street Day (CSD) in Bremen bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen Latzel gestellt. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung.

Die unerträglichen Anfeindungen seien weder als Mitglied noch als Mitarbeiter der Kirche akzeptabel, heißt es in der Erklärung der Personalvertretung. Gefragt sei nun eine klare Positionierung der Kirchenleitung. Wer das Bekenntnis zu Demokratie und Menschenwürde verlasse, dürfe in der bremischen Kirche keinen Platz haben. Latzel müsse für die Zeit der Untersuchungen zum Vorwurf der Volksverhetzung durch die Staatsanwaltschaft unter Ausschöpfung aller disziplinarrechtlichen Möglichkeiten suspendiert werden.

Schaden für Kirche befürchtet

„Ein weiterer Verbleib Latzels im Amt wird irreparablen Schaden an und in dieser Kirche hinterlassen“, warnten die Mitarbeitervertreter. Latzel hatte im Oktober des vergangenen Jahres in einem „Eheseminar“ auf Youtube gesagt, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung, die als Geschlecht nur Männer und Frauen vorsehe. „Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch.“ Das verunsichere Leute, zerstöre Zivilisation und Kultur. Damit würden schon Kinder in der Schule indoktriniert.

Die Homosexualität sei eine „Degeneration von Gesellschaftsformen“. Homosexualität sei todeswürdig und ein Gräuel, legte Latzel die Bibel aus und warnte vor der „Homolobby“: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Der Pastor hatte sich in einer persönlichen Erklärung entschuldigt. Er sprach von einem Missverständnis.

50 Kirchenbeschäftigte haben in einer öffentlichen Erklärung Latzels Formulierungen in dem Seminar als Äußerungen eines „fundamentalistischen Hasspredigers“ kritisiert. Zuvor hatte sich die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche in scharfen Worten distanziert. Sie stehe „klar an der Seite homosexuell lebender Menschen“.

Zum „Dienstgespräch“ geladen

Die Kirchenleitung hat Latzel aufgrund der Äußerungen zu einem „Dienstgespräch“ geladen. Der Trägerverein des Bremer Christopher Street Day appellierte, es nicht dabei zu belassen, denn fundamentalistische Hasspredigten zerstörten ein friedliches Gesellschaftsklima. Latzel torpediere die erkennbaren Bemühungen der Kirche und zahlreicher engagierter Christen, gleichgeschlechtlich lebenden und liebenden Menschen die Hand zu reichen, erklärte CSD-Sprecher Robert Martin Dadanski und fügte hinzu: „Er tanzt der Kirchenleitung auf der Nase rum.“

Auch Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus hat Latzels Aussagen scharf kritisiert. „Das macht mich richtig zornig“, sagte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bernd Kuschnerus
Bernd KuschnerusAlasdair Jardine / epd

Latzel argumentiert, man müsse bibeltreu bleiben. Er bezieht sich dabei auf Stellen wie das Zitat aus dem dritten Buch Mose: „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben.“ Eine solche Vorgehensweise sei aber gerade nicht bibeltreu, kritisierte Kuschnerus: „Man kann die Bibel nicht so benutzen, und ich sage ausdrücklich benutzen, dass man sich bestimmte Stellen herauszwackt und sie gegen Menschen in Anschlag bringt.“ Olaf Latzel lege willkürlich Vorurteile in die Bibel und gebe das dann als Wort Gottes aus.

Wer das tue, dürfe auch keine Blutwurst oder Muscheln essen und als Mann keine langen Haare tragen, verdeutlichte Kuschnerus. Schon der Reformator Martin Luther habe davor gewarnt, die Bibel als Steinbruch zu benutzen, weil das zu willkürlichen Urteilen führe. Der promovierte Theologe sieht darin den Versuch, „bestimmte eigene Ansichten oder Abneigungen gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen durch die Bibel zu autorisieren, auch um einen Machtanspruch durchzusetzen“. (epd)