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“Bin ich schön!”: Dresdner Ausstellung zu Schönheit

Im Alltag gehen Menschen in Fitnessstudios, lassen sich stylen, operieren oder verweigern sich komplett vermeintlichen Schönheitsidealen: Eine Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden beleuchtet nun zahlreiche Facetten des Themas Schönheit. Von Samstag an werden in einem neu gestalteten Studio der Dauerausstellung aktuelle Objekte vorgestellt – umrahmt von rund 130 historischen Exponaten.

Der Titel lautet: „Bin ich schön!“ Das Museum hat in einem Beteiligungsprojekt dafür mit etwa 100 Menschen gesprochen und Alltagswissen gesammelt. Gefragt wurde, wie sie ihren Körper pflegen, sich stylen und präsentieren. 32 persönliche „Schönheits“-Geschichten werden im neuen Studio mit Hörstationen, Texten und Objekten präsentiert.

Unter den jüngsten Exponaten sind eine blaue Perücke der Cosplay-Szene, Parfüme, künstliche Nägel, verschiedene Pflegeprodukte und ein Haarentfernungsgerät. Ein schwarzes Haarteil steht dafür, dass eine Frau sich dem Färben verweigert und jetzt zu ihrem grauen Haar steht.

Als einen „Raum des partizipativen Sammelns“ bezeichnete Museumsdirektorin Iris Edenheiser am Donnerstag das neue Studio. Das Thema Schönheit erscheine vielleicht auf den ersten Blick banal, sei aber durchaus gesellschaftspolitisch relevant. Seit jeher gehörten die Praktiken des Gestaltens und Schönmachens zur Menschheit: „Das tiefe menschliche Bedürfnis ist der Wunsch, gesehen zu werden und Teil einer Gemeinschaft zu sein.“

Aber es gebe durchaus Fragen: „Wer gilt als schön und wer entscheidet das?“ Schönheit sei „manchmal Anpassung und manchmal Widerstand.“ Bewusst stehe hinter dem Titel der Ausstellung ein Ausrufezeichen: „Bin ich schön!“ Kuratorin Marcella Lagalante sagt: „Schönheit ist nicht eindeutig, sie ist ein Aushandlungsprozess.“ Das Thema könne Zwang und Überforderung bedeuten, aber auch Zufriedenheit und Attraktivität ausstrahlen.

Eine der Beteiligten ist die 29-jährige Lisa aus Dresden. Sie benutzt täglich ein Bonnet, eine Seidenhaube. „Es schützt meine Afrohaare vor Austrocknung, Gerüchen und Reibung“, sagte sie. Die farbenfrohe Haube trägt sie in der Küche, aber auch beim Schlafen oder beim Spielen mit ihrem Sohn. Damit bleiben ihr zufolge die Locken in Form und damit eines ihrer Schönheitsmerkmale. Das sei auch für ihr Selbstbewusstsein wichtig.

Das neue Studio ist in vier Kapitel unterteilt. In „Vor dem Spiegel“ werde die Beziehung zu sich selbst und zu anderen in den Blick genommen, hieß es. In der Abteilung „Durch den Filter“ stehen die sozialen Medien und ihre Nutzung im Fokus, „Gegen die Schönheit“ erzählt davon, sich propagierten Idealen zu widersetzen. „Ware Schönheit“ thematisiert das Konsumverhalten rund um das Aussehen bis hin zu kosmetischen Eingriffen.