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Dreimal so viel Männer wie Frauen in der Suchtberatung

Junge Cannabiskonsumenten kommen kaum noch in die Suchthilfe. Die gesetzliche Änderung habe zu Unklarheiten in den Zuständigkeiten geführt, sagte Annalena Volz, Vorsitzende der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg (LSS), am Donnerstag in Stuttgart. Damit diese jungen, riskant konsumierenden Menschen nicht durchs Raster fallen, brauche es „landesweite Rahmenbedingungen, die Justiz, Jugendhilfe und Suchthilfe handlungsfähig machen“.

Im Jahr 2024 zählten die rund 100 ambulanten Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg über 61.000 Betreuungsprozesse, das waren rund vier Prozent weniger als 2023. Der Rückgang betrifft vor allem Cannabis. Nur ein Viertel der Hilfesuchenden sind weiblich. Bei mehr als zwei Dritteln der Klienten wurde das Suchtverhalten besser oder stabiler. Die einzelnen Betreuungen wurden im Durchschnitt länger, die Problemlagen der Klienten komplexer.

Fast jede zweite Person (49,7 Prozent) kommt wegen alkoholbezogener Probleme in die Beratung. Auf Platz zwei folgt Cannabis (18,2 Prozent), gefolgt von Opioiden (9,3 Prozent) und Kokain (5,1 Prozent). Das Durchschnittsalter der Hilfesuchenden liegt bei knapp 40 Jahren – die Jüngsten kommen meist wegen Cannabis, die Ältesten wegen Alkohol.

In den Justizvollzugsanstalten wurden im Jahr 2024 insgesamt 4.639 Inhaftierte suchtbezogen beraten, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 530 Personen wurden in eine Reha vermittelt. In der psychosozialen Betreuung Substituierter wurden 6.362 Menschen begleitet, das entspricht etwa 60 Prozent aller im Land substituierten Personen.

Die LSS warnt vor den Folgen drohender Kürzungen in der kommunalen Suchthilfefinanzierung: „Suchtberatung ist keine Kür, sondern Pflichtaufgabe“, mahnt Volz. „Wer jetzt spart, riskiert langfristig mehr Leid und höhere Folgekosten – in Gesundheit, Familie und Gesellschaft.“ (2763/30.10.2025)