Artikel teilen:

Drei mögliche Standorte für deutsches Holocaust-Bildungszentrum

Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen: In einem der drei Bundesländer wird das geplante Holocaust-Bildungszentrum errichtet. Um darüber zu informieren, war nach Berlin nun ein Gast aus Israel gekommen.

Für die Errichtung eines Holocaust-Bildungszentrums in Deutschland werden in den kommenden Monaten Gespräche in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen geführt. Dabei soll der beste Standort für das neue Bildungszentrum ermittelt werden, wie das Bundesbildungsministerium am Donnerstag in Berlin ankündigte.

Vorausgegangen war demnach eine umfassende, bundesweite Machbarkeitsstudie der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die mit Unterstützung der Bundesregierung drei potenzielle Standorte ausgewählt hatte.

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) verwies auf Studien, die zeigten, dass junge Menschen zu wenig Wissen über den Holocaust hätten. Demnach wüssten etwa 40 Prozent der Deutschen nicht, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Deshalb sei es gut, dass Yad Vashem seine pädagogische Erfahrung als Forschungs- und Bildungseinrichtung erstmals in einem Bildungszentrum außerhalb Israels einsetzen wolle. “Holocaust Education ist Empathievermittlung”, so die Ministerin.

Prien erinnerte daran, dass es zunehmend weniger Zeitzeugen der NS-Verbrechen gebe. Zudem bestehe eine große Sorge wegen des anwachsenden Antisemitismus, “der sich aus unterschiedlichen Quellen speist”. Die Erinnerungen an die Grauen der Schoah müssten lebendig bleiben und die jüngere Generation erreichen.

Dani Dayan, der Vorsitzende von Yad Vashem, sagte, dass das geplante Bildungszentrum dazu beitragen werde, “die gefährlichen Phänomene der Verharmlosung und Verzerrung des Holocaust zu bekämpfen”. Damit werde es zu einem “wichtigen Pfeiler” im Kampf gegen Antisemitismus. Das Projekt wird nach seiner Einschätzung die Partnerschaften zwischen Yad Vashem und deutschen Institutionen stärken und die Holocaust-Gedenklandschaft in Deutschland bereichern.

Das deutsche Zentrum sei das erste, das Yad Vashem außerhalb von Israel eröffnen werde, erklärte Dayan. “Für uns ist das ein sehr spannendes Projekt” – in einer kritischen Zeit in der Erinnerung an den Holocaust. Auch Dayan unterstrich, dass es immer weniger Zeitzeugen gebe.

Nach Angaben Priens unterstützt der Bund den Auswahlprozess, auch in finanzieller Hinsicht, sei aber in die Entscheidung nicht involviert: “Letztendlich ist es eine Entscheidung von Yad Vashem.” Es handele sich um ein Projekt, das für alle Bundesländer Nutzen bringen werde. Die Angebote des Bildungszentrums sollten sich beispielsweise an Lehrkräfte, Richter, Polizisten und Geistliche richten.