Die zwölf Apostel von Stavenhagen

Auf den Kirchenbänken in Stavenhagen sitzen die Apostel. Auch im Literaturmuseum sind Werke des Greifswalder Architekten Klaus Marsiske zu sehen.

Klaus Marsiskes Apostel im Gestühl der Stadtkirche von Stavenhagen.
Klaus Marsiskes Apostel im Gestühl der Stadtkirche von Stavenhagen.Marco Zabel

Stavenhagen. Ungewöhnlich ist es allemal, was da gezeigt wird in der Kirche und im Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen. Auch herausfordernd, sich einzulassen und mitzudenken. Klaus Marsiske, geboren 1947, Architekt, der vor allem im Städtebau in Stralsund und im Kirchenbau in Greifswald gearbeitet hat, von 1990 bis 2014 mit eigenem Büro, bezeichnet sich ungern als Künstler oder Maler. Vielmehr sei er Malender, ein Machender und Suchender. Nie gleich zufrieden, entstehen seine Arbeiten in einem langen Prozess, sind häufig Veränderungen unterworfen.

Seit 2015 wieder verstärkt malend, zeigt die Doppelschau 30 größere und einige kleinere Werke, darunter die zwölf archetypischen Apostel in der Kirche. Die teils handfeste und überraschende Materialität entsteht auch durch den Einsatz ungewöhnlicher Materialien, beispielsweise Sektkorkenverschlussdrähte, Pistazienschalen oder Schiffshölzer vom Greifswalder Museumshafen. Manchmal begegnen uns auch mehrschichtige Arbeiten, über Jahre aufgetragen, entsprechend reliefartig dick.

Immer neue Perspektiven

Klaus Marsiskes Bildversuche, wie er seine Werke nennt, tragen keine Titel oder Namen, bisweilen aber Zahlen. Manche sind Mengenangaben mit Verweis auf Zahlensymbolik oder historische Ereignisse. Sie sollen Deutbarkeiten ermöglichen, was aber keinesfalls Beliebigkeit bedeutet. Doch zu große Eindeutigkeit zerstört kreative Spielräume.

Klaus Marsiske formuliert es so: „Was mich fasziniert, ist, immer wieder an das gleiche Thema heranzutreten und aus neuer Perspektive zu beleuchten. Keine Form oder Struktur, die ich verwende, ist neu.“ Er setze sie lediglich in einen neuen Kontext. So gäbe es nur eine neue Art zu sehen, entsprechend entstehe eine simple Formsprache. „Wie die Musik, will ich nichts erzählen. Es mag sein, dass eine Art Erzählung durchschimmert“, räumt Marsiske ein. Und weiter: „Es ist eher so, dass ich mich einer Essenz nähere, etwas für mich Grundlegendes entdecke.“ In den vergangenen Jahren habe er diese Essenz zuweilen in seinen archaisch anmutenden Tafeln gefunden. Sein Tun unterliege daher keiner gezielten Absicht, erfordere aber vom Betrachter Neugier, Offenheit und Konzentration. Und diese bräuchten wir heute in unserer aufgeheizten Zeit mehr denn je: „Wer Bilder betrachtet, muss neben den Augen auch sich selbst öffnen.“

Info
Die Stadtkirche und das Fritz-Reuter-Museum in Stavenhagen zeigen „marsiske – serielle Versuche“ bis Sonntag, 13. Oktober.