Die Welt zu Gast in Hamburg

Der neue Studienleiter der Missionsakademie hat viel vor: Anton Knuth bereitet sich gerade mit Stipendiaten aus aller Welt auf die Vollversammlung des ökumenischen Weltrats 2021 vor.

Der neue Studienleiter Anton Knuth vor der Missionsakademie an der Uni Hamburg.
Der neue Studienleiter Anton Knuth vor der Missionsakademie an der Uni Hamburg.privat

Welche Aufgabe hat die Missionsakademie und was ist Ihre Funktion als Studienleiter?
Anton Knuth: Meine Aufgabe ist es, Stipendiaten aus dem globalen Süden zu betreuen. Wir haben hier Promovenden, die aus nicht europäischen Kirchen kommen – die Missionsakademie ist eine Art „Thinktank“ der internationalen Theologie, die zwei Standbeine hat: einerseits eine Art Internat für Theologie zu sein, in der die Schüler leben und arbeiten, andererseits als Akademie Seminare anzubieten zu Themen des weltweiten Christentums und zu entwicklungspolitischen Fragen.

Woher stammen die Schüler, die zu Ihnen kommen?
Die Stipendiaten, die hier an der Uni Hamburg ihren Doktor in Theologie machen, kommen zum Beispiel aus Indien, Kolumbien und Ghana. Aktuell haben wir auch eine Stipendiatin aus China. Auch aus Indonesien und Tansania kommen Studierende in unser Haus.

Das hört sich weltumspannend und international an – schlägt sich die Herkunft auch in verschiedenen theologischen Ausrichtungen nieder?
Ja, wir sind ökumenisch aufgestellt. Es sind nicht nur Mitglieder der Nordkirche-Partner­kirchen darunter, sondern auch Methodisten, charismatische Theologen und viele andere. Insofern geht es hier manchmal sehr kontrovers zu, etwa bei unterschiedlichen Positionen zum Thema Heilung, Lebensformen oder der Art und Weise, einen Gottesdienst zu feiern. Aber hier ist der Ort, wo man darüber in Ruhe ins Gespräch kommen kann und auch andere Meinungen reflektieren kann – durch akademische Methoden und die Verwendung von Literatur als Quelle anderer Argumente. Hier muss man sich nicht behaupten, es geht nicht um Konkurrenz.

Gibt es etwas, was Sie in der Missionsakademie verändern möchten?
Wir müssen überlegen, wie wir Gelder akquirieren können, um die in die Jahre gekommenen Gebäude der Missionsakademie wieder instandsetzen zu lassen. Der Bestand muss dringend saniert werden. Eine Idee könnte sein, einen Aufruf zu starten – nicht nur im Hinblick auf deutsche Unterstützung, sondern auch von unseren ehemaligen Absolventen, die ja jetzt zum großen Teil in ihren Ländern in Übersee Dozenten und Bischöfe geworden sind. Wir wollen deutlich machen: „Wir brauchen jetzt eure Hilfe, um die Missionsakademie als internationale akademische Begegnunsstätte zu erhalten.“

Was steht auf dem aktuellen Programm der Einrichtung?
Wir planen Formate zur Vorbereitung auf die Vollversammlung des ökumenischen Kirchenrats, die 2021 erstmals in Deutschland stattfinden wird. Das bietet die Chance, mit Vertretern des weltweiten Christentums in Kontakt zu kommen und herauszufinden, welche Themen Christen in anderen Kontexten bewegen. Wir planen auch Seminare mit Vertretern anderer Religionen oder zum Thema Migrantengemeinden in Deutschland oder auch der Bundespolizei. Die Missionsakademie bietet vielfältige Möglichkeiten der Begegnung.

Wie kam es dazu, dass Sie neuer Studienleiter wurden?
Die Möglichkeit, verstärkt zu Themen zu arbeiten und interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen, hat mich interessiert. Der Vorstand hat mich gewählt, auch weil ich nicht nur Erfahrung als Pastor aus Hamburg-Rissen mitbringe, sondern zuvor auch Dozent war am Pazifischen Theologischen Seminar auf den Fidschi-Inseln – und davor Asien-Referent am Evangelischen Missionswerk.

Die Missionsakademie an der Uni Hamburg, Rupertiestraße 67 in Nienstedten, wurde 1955 als ökumenisches Begegnungs- und Studienzentrum gegründet. Sie arbeitet eng mit der EKD und dem Evangelischen Missionswerk in Deutschland zusammen. Rund 3000 Besucher übernachten hier im Jahr. Weitere Infos gibt es auf www.missionsakademie.de.