Die verstummte Orgel erklingt wieder

50 Jahre lang blieb sie stumm. Jetzt ist die Kirchenorgel von Zehna wieder spielbar – nach einem gemeinsamen Kraftakt.

Orgelbaumeister Andreas Arnold (re.) und Kollege Michael Helterhoff bei der Arbeit
Orgelbaumeister Andreas Arnold (re.) und Kollege Michael Helterhoff bei der ArbeitPeter Laube

Zehna. Die Orgel der Dorfkirche Zehna wurde 1919 vom Hamburger Orgelbaumeister Paul Rother in ein barockes Gehäuse aus dem 18.Jahrhundert eingebaut. Die Orgel gehört in das Netz des erhaltenswerten romantischen Orgelbestands in Mecklenburg. Weil das umfangreiche Werk Paul Rothers fast vollständig zerstört worden ist, kommt der Orgel in Zehna eine besondere Bedeutung zu.
In den vergangenen Jahren wurden unter anderem mit Hilfe der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ umfangreiche Sanierungs- und Sicherungsarbeiten an der Kirche in Zehna vorgenommen. Das Dach ist neu eingedeckt, der Innenraum erstrahlt in hellem Weiß, mittelalterliche Malereien wurden frei- und die Wände trockengelegt. Die Kirche, die lange Jahre ein Schattendasein in der Gemeinde fristete, ist zu einem wertvollen und freundlichen Gottesdienst- und Kulturraum geworden. Einziger Wehrmutstropfen: Die verstummte Orgel. Sämtliche Zinnpfeifen waren über die Jahre gestohlen worden. Die mutwillige Zerstörung des Spieltischs machte die Begleitung des Gemeindegesangs für fünf Jahrzehnte unmöglich.

Restaurierung kostete 32.000 Euro

Rund 32.000 Euro hat die Restaurierung der Orgel gekostet. Viel Geld für eine Mecklenburger Dorfkirchengemeinde mit etwas weniger als 700 Gemeindeglieder. Dass die Firma „Mecklenburger Orgelbau“ unter der Leitung von Andreas Arnold mit den Arbeiten anfangen konnte, ist der Unterstützung des Landesamtes für Kultur- und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern und dem Kirchenkreis Mecklenburg zu verdanken, die jeweils ein Drittel der anfallenden Kosten übernommen haben. Durch viele kleine und große Spenden und durch Benefizkonzerte konnte die Gemeinde das fehlende Drittel fast stemmen. Vor wenigen Wochen erst sang der Chor der St.-Georgen-Kirche Parchim zugunsten der Orgel. Die OSPA-Stiftung und der Fonds Kunstgut der Klosterkirche Doberan haben auch finanzielle Unterstützung geleistet.
Jetzt erklang die Orgel nach vielen Jahren wieder. Mit einem Festgottesdienst, zu dem viele Neugierige aus Nah und Fern kamen, nahm die Gemeinde das Instrument wieder in Betrieb. „Alles, was Odem hat lobe den Herrn“ steht in großen Lettern auf der Orgel. Die Kirchengemeinde in Zehna will laut sein. Nicht laut und krachig, sondern laut und berührend. Das geht nur mit Musik. Dabei half Friedrich Drese, Orgelsachverständiger im Kirchenkreis Mecklenburg und Leiter des Orgelmuseums in Malchow. Er begleitete den Gottesdienst.

Kein fester Organist

Auch künftig wird die Orgel gespielt werden: Direkt an der Kirchmauer wohnt eine junge Musiklehrerin, die sich auf das Umsatteln vom E-Piano auf die Orgel schon riesig freut. In der Kirchengemeinde gibt es sechs Orgeln: alles kleine Instrumente mit nur einem Manual. Drei Orgeln sind von Friedrich Lütkemüller erbaut worden. Die Paul-Rother-Orgel in Zehna war das letzte unspielbare Instrument in unserer Kirchengemeinde. Alle anderen funktionieren und werden unregelmäßig genutzt.
Einen festen Organisten hat die Kirchengemeinde nicht. Viele Gottesdienste finden auch mit Gitarre statt, nur in Zehna gibt es glücklicherweise gleich zwei Organistinnen, die gern bereit sind, Gottesdienste zu begleiten. Zudem ist der Kirchbesuch in Zehna in den letzten Jahren angewachsen, weil die Kirche mittlerweile wunderschön ist und durch das „Neue Haus“, dem umgebauten DDR-Wohnblock, Kirche im Ort viel präsenter ist. Mindestens einmal im Monat – im Sommer häufiger – finden in der Kirche Zehna Gottesdienste statt.