Die Turm-Uhr von Greifswald soll wieder laufen

Es ist fünf vor zwölf in Greifswald – und zwar ganztags. Doch jetzt soll die Turm-Uhr wieder flott gemacht werden. Ein Besuch in luftiger Höhe bei einer 100 Jahre alten Konstruktion.

Metallrestauratorin Sylvia Morgenstern und Uhren-Fachmann Udo Griwahn in mehr als 50 Meter Höhe vor der Turm-Uhr
Metallrestauratorin Sylvia Morgenstern und Uhren-Fachmann Udo Griwahn in mehr als 50 Meter Höhe vor der Turm-UhrSebastian Kühl / PEK

Greifswald. Mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegt sich Udo Griwahn von der Grimmer Firma für Turmuhren- und Läuteanlagenbau über die schmalen Holzbretter des Baugerüsts. Ihm ist nicht anzumerken, dass es unter ihm mehr als 50 Meter steil in die Tiefe geht. Und das aus einer einzigartigen Perspektive! Das Baugerüst macht es möglich, im Armabstand vor den weit übermannshohen Ziffernblättern zu stehen, die von unten doch so klein wirken: beeindruckend.
Bei Wind und Wetter so weit oben zu arbeiten, macht das keine Angst? „Eigentlich nicht. Und wenn, dann legt man das mit der Zeit ab“, sagt Architekt Burkhardt Eriksson achselzuckend. Ihm macht die Höhe auf den engen Gerüstgängen offensichtlich nichts aus, genauso wenig wie Sylvia Morgenstern. „Wir werden die Farbgebung nach dem originalen historischen Befund wiederherstellen“, erklärt die Metallrestauratorin, während sie vor der Dom-Uhr steht.

Arbeiten bei Wind und Wetter

Allerdings sollen diese Arbeiten dann doch in der komfortablen Werkstatt vollführt werden, statt oben in luftiger Höhe. „Jetzt ist hier ja noch vergleichsweise wenig Wind“, erklärt sie. Dabei zieht es gewaltig auf dem Kirchturm! Nach dem Sommer würde es auf Uhr-Ebene deutlich kälter, umständlich sei hier jeder Handgriff. „Da ist in der Werkstatt genaueres Arbeiten möglich“, so die sympathische junge Frau.
Dazu müssen die 3,60 mal 3,40 Meter großen Ziffenblätter dann aber vom Turm gewuchtet werden: eine Herausforderung. Auf zirka 300 Kilo schätzt Udo Griwahn das Gewicht jedes Ziffernblattes. „Wir haben uns entschieden, die Platten in der Mitte aufzutrennen, um sie in kleineren Teilen hinunter zu befördern. Sie werden dann später hier oben wieder zusammengefügt“, erklärt sie. „Wie man die Platten 1908 hier hochbekommen hat – keine Ahnung!“ Die Ziffernblätter waren damals vorgegossen und dann nachgearbeitet worden, sagt sie. Dann wurden sie mit schwarzer Farbe bemalt und vergoldet. Und genau so wird es auch jetzt wieder geschehen. Noch in diesem Jahr soll die Uhr, die seit zwei Jahren still steht, wieder laufen, so die Planungen.

Kosten liegen bei 108.000 Euro

Die Gesamtkosten für die Restaurierung liegen bei 108.000 Euro, sagt Dompfarrer Matthias Gürtler. Diese Kosten übersteigen den im Rahmen der Städtebauförderung förderfähigen Anteil von 53.000 Euro erheblich, so dass rund 55.000 Euro zusätzlich aufgebracht werden müssen. Doch Domgemeinde und Domförderverein haben nach der originellen „Aktion 262“, mit der Spenden für den Eigenanteil der Domsanierung gesammelt werden, auch für die Turmuhr eine Spendenaktion gestartet. Spender, die mit einem Beitrag von 20 Euro die Wiederherstellung der Turmuhr unterstützen, erhalten als Dankeschön ein kleines Stundenglas als Erinnerung. Das Dombüro versendet sie an jeden Spender, der seine Adresse angibt.
Der Zahn der Zeit habe an dem Eisen genagt, nun werde es höchste Zeit, dass die Uhr wieder in Gang gebracht werde, so Matthias Gürtler. „Wie sollen wir sonst erkennen, was die Stunde geschlagen hat?“
Info
Spenden auf das Konto des Dom-Fördervereins:
Kontoinhaber: Förderverein Dom St. Nikolai zu Greifswald e.V.
IBAN: DE35 1505 0500 0100 1250 77
BIC: NOLADE21GRW, Sparkasse Vorpommern
Verwendungszweck: Domuhr