Die schönsten Enten der Welt

Die Mona Lisa hat einen Schnabel, Rembrandts Mann mit dem Goldhelm ist gefiedert – bei der Duckomenta erobern Enten berühmte Kunstwerke. Zu sehen jetzt in Hannover.

Goethe in der Campagna
Goethe in der CampagnaInterduck

Hannover. Die Mona Lisa von da Vinci, der Mann mit dem Goldhelm von Rembrandt, der arme Poet von Spitzweg, der Schrei von Munch – diese und mehr als 300 weitere weltbekannte Kunstwerke zeigt das Landesmuseum Hannover noch bis April kommenden Jahres. Alles Originale. Allerdings in einer besonderen Fassung: Die abgebildeten Personen tragen einen Entenkopf und fallen durch ihren großen gelben Schnabel auf. Die Künstlergruppe Interduck verfremdet seit mehr als 30 Jahren Kunstwerke und präsentiert sie in der Wanderausstellung Duckomenta.

Aus der Büste der Nofretete wird da die Königin Duckfrete, „die bis heute als eine der schönsten Enten der Welt gilt“. „Der Turm der blauen Pferde“ von Franz Marc verwandelt sich in den „Turm der blauen Enten“ von Franz Dark. Freunde der Werke Hans Holbeins werden über „Erasmus von Dotterdam“ staunen. Das von Lucas Cranach stammende Porträt Martin Luthers erinnert in seiner melancholischen Neufassung daran, dass im irdischen Jammertal alles entlich ist.

Dem Besucher wird so ein besonderer Gang durch die Kunst- und Kulturgeschichte geboten, von steinzeitlichen Artefakten wie der „Venus von Villenduck“ bis zum Entwurf des Filmplakats für „Die blaue Ente“ mit Marlene Duckrich sowie ausführlichen Texten über die Bedeutung der Ente in den jeweiligen Epochen. „Wir setzen uns mit jedem Original intensiv auseinander“, sagt Rüdiger Stanko. Er ist der Schöpfer von „Goethe in der römischen Campagna“ mit großem Entenkopf und kurzen Entenbeinen. „Anfangs waren unsere Figuren von Disneys Comic-Enten geprägt, inzwischen haben sie mehr menschliche Züge“, sagt Stanko. Er ist einer der Absolventen der Braunschweiger Hochschule für bildende Künste, die in den 80er Jahren die Künstlergruppe Interduck gründeten.

„Schnabelschutz“ ist der Renner

„Wir sind 1986 mit unseren ersten Werken auf dem Comic-Salon in Erlangen gestartet. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so erfolgreich sein werden und die Duckomenta so lange läuft“, sagt Stanko, der heute einer von zwei Geschäftsführern der Interduck GmbH ist. Sie organisiert die Wanderausstellungen und sorgt für ein großes Angebot von Merchandising-Artikeln wie Badeenten, Kühlschrankmagneten, Tassen, Poster, Untersetzer und Repliken. Der aktuelle Renner sind Enten-Gesichtsmasken, vor allem gefragt sind Che Guevara und Martin Luther als „Schnabelschutz“.

Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die geschäftstüchtigen Künstler haben durch die Verleihung der Ausstellung und den Verkauf von Büchern und Figuren eine stabile Einnahmequelle, Museen freuen sich über hohe Besucherzahlen. „Bei unserer Ausstellung in Lille 2015 ergab eine Umfrage, dass viele Besucher vorher noch nie das Museum besucht hatten. Bei unserer Kunst ist die Schwellenangst deutlich niedriger, wir schüchtern nicht ein“, sagt Volker Schönwart. Er ist mittlerweile Professor für Design an der Hochschule Zwickau und betont, dass er nicht von seinen Duckomenta-Werken leben muss.

Fast wie bei Christo

Er freut sich, wenn Menschen durch den Besuch den Zugang zu berühmten Kunstwerken finden und sich weiter informieren. Dabei nimmt Schönwart in Kauf, dass ohne die Kenntnis des Originals für den Betrachter nicht immer klar wird, was in den Texten ernst gemeint ist und was nicht. Insofern ist die Duckomenta zunächst erstmal etwas für Eingeweihte, die in ihrem Blick bestätigt werden. Dabei gehen auch vermeintliche Kunstkenner den Machern manchmal auf den Leim: „Ein Sammler wollte unsere im Stil von Christo verpackte Ente kaufen, weil er überzeugt war, dass dies ein Original war. Als wir ihn enttäuschen mussten, war er total sauer.“

Wer einen tieferen Sinn hinter den Kunstwerken finden will, wird womöglich enttäuscht werden. Wer Abwechslung sucht und mal wieder lachen möchte, könnte auf seine Kosten kommen.