Die Nordkirche setzt auf „Artengel“

Mit dem Projekt „Artengel“ will die Nordkirche die Kunst in diakonischen Einrichtungen fördern. Die Bewohner sollen beim Schaffensprozess helfen.

Künstler Hauke Jessen startet mit dem Projekt im Rauhen Haus in Hamburg
Künstler Hauke Jessen startet mit dem Projekt im Rauhen Haus in HamburgThomas Morell

Hamburg. Die neue Cafeteria der Hamburger Diakonie-Stiftung Rauhes Haus soll im September ein Relief zum Thema „Engel“ bekommen. Doch bevor Bildhauer Hauke Jessen das Eichenholz bearbeitet, will er mit den Bewohnern der Jugend- und Behinderten-Einrichtung über Engel sprechen und sich inspirieren lassen. Seine Arbeit ist Teil des Kulturprojekts „Artengel“ der Nordkirche, das in Jessens Atelier offiziell vorgestellt wurde.

Mit „Artengel“ will die Nordkirche spirituelle Kunst in die diakonischen Einrichtungen bringen. Norddeutsche Künstler werden in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Bewohnern Bilder, Skulpturen und Installationen in ihren Einrichtungen schaffen. Jede Aktion hat ein Motto oder eine Botschaft, die es den Bewohnern ermöglichen soll, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen und Hoffnung zu schöpfen. Themen sind unter anderem „Ernte des Lebens“, „Rituale“ oder „Lebensfarben“.

Finanziert aus Spenden

Bis 2023 werde jeden Monat ein Projekt umgesetzt, sagt Anna-Luise Klafs, Studienleiterin für Kunst & Kirche. Geplant seien Kunstwerke unter anderem für die Psychosomatische Klinik Greifswald, ein Kinderheim in Bad Segeberg und ein Altenheim in Bad Schwartau. Finanziert wird das Projekt mit Spenden. Am Ende wird das Kunstwerk der Einrichtung als Leihgabe überlassen.

Projektleiterin Anna-Luise Klafs will Kunst in diakonische Einrichtungen bringen
Projektleiterin Anna-Luise Klafs will Kunst in diakonische Einrichtungen bringenThomas Morell

Die drei schweren Eichenbohlen im Atelier von Hauke Jessen sind vermutlich älter als 100 Jahre. Erste Skizzen mit Engeln hängen an den Wänden seines Ateliers. Geplant ist im Juni ein langer Spaziergang mit Bewohnern des Rauhen Hauses, in dem er mit ihnen über Engel spricht. Die Ideen will er dann später in seinem Werk verarbeiten. Er sehe sich als „Seismograph“, sagte Jessen. „Ich nehme die Schwingungen auf.“

Sein Triptychon soll ab September die Cafeteria im Neubau des Rauhen Hauses prägen. Die lange Glasfront soll bewusst Blicke von außerhalb ermöglichen und die Besucher inspirieren, sich eigene Gedanken über Engel zu machen. „Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht“, schreibt Bischöfin Kirsten Fehrs in einem Grußwort. „Engel stehen für eine Kraft, die nicht aus uns selbst heraus kommt.“

Keine Kirche ausgelassen

Der gebürtige Nordfriese Hauke Jessen ist seit 1998 freier Holzbildhauer in Hamburg. Die Beschäftigung mit sakralen Skulpturen prägt seine Arbeit. Während seiner dreijährigen Wanderschaft als Handwerker durch Europa habe er keine einzige Kirche ausgelassen, erinnert er sich. Immer neu habe er sich mit den Figuren auseinandergesetzt. „Ich habe mich regelrecht an ihnen gerieben.“ (epd)