Die Kathedrale von Coventry

Im Spätsommer dieses Jahres fand eine internationale Großübung der Royal Airforce statt, an der auch Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 Immelmann aus Jagel beteiligt waren.

Altar im Chorraum der Ruine und gleichzeitig Gedenkort aus Anlass des Todes der Queen
Altar im Chorraum der Ruine und gleichzeitig Gedenkort aus Anlass des Todes der QueenEkkehart Woykos

An den Wochenenden konnten sie an verschiedenen Betreuungsangeboten teilnehmen. Eines dieser Angebote führte unter der Führung und Begleitung des Militärpfarrers nach Coventry.

Im November 1940 hatte ein deutscher Bombenangriff große Bereiche der Stadt zerstört, unter anderem auch die mittelalterliche St.-Michael-Cathedral. Schon in seiner Weihnachtspredigt 1940, die im Radio aus der Ruine der Kathedrale übertragen wurde, rief der Domdekan zur Versöhnung mit den Kriegsgegnern auf. Nicht der Rachegedanke, sondern Jesu Wort am Kreuz, wie es der Evangelist Lukas überlieferte, „Father forgive“ (Vater vergib) wurde zum Leitgedanken. Die Ruine der Kathedrale war zum Geburtsort der kirchlichen und der gesellschaftlichen Versöhnungsarbeit geworden. Schon kurz nach Kriegsende kam es zur Städtepartnerschaft mit Kiel und 1959 mit Dresden.

Einher mit dem politischen Versöhnungsweg begann auch die kirchliche Versöhnungsarbeit. Zwei Jahre nach dem Krieg erhielt die St.-Nicolai-Gemeinde in Kiel das Nagelkreuz, ein Symbol der Versöhnungsarbeit aus Coventry. Damit war es das erste, das ins Land des Feindes aus dem Zweiten Weltkrieg gelangte. Die Gemeinde gehört mit inzwischen weltweit 160 Gemeinden zur Nagelkreuzgemeinschaft. 1958 wurde dann die Versöhnungslitanei von Coventry veröffentlicht, die seitdem jeden Freitag um 12 Uhr in Coventry gebetet wird.

Geist der Versöhnung

Nach dem Krieg wurde die Kathedrale nicht wiederaufgebaut, sondern eine neue Kathedrale direkt neben die Ruine gebaut und 1962 geweiht. Noch heute ist der Geist der Versöhnung sowohl in der Ruine als auch in der neuen Kathedrale spürbar. Da ist die Seitenkapelle „Chaple of Unity“, in der die Konfessionen der Welt und Religionen zum Gebet für den Frieden einladen. Dann findet sich das große Kreuz, das aus zwei verkohlten Dachbalken der zerstörten Kathedrale gebildet wurde.

Aber auch Skulpturen, aus dem Friedensgarten in Hiroshima oder die Skulptur „Chor der Überlebenden“, ein Geschenk der Stiftung Frauenkirche Dresden, mahnen zu Frieden und Versöhnung. Und über dem Altar im Chorraum der Ruine ist für alle Besuchenden sichtbar das „Father forgive“ zu lesen.

Es verwundert nicht, dass an diesem Ort auch Blumen aus Anlass des Todes der Queen Elizabeth II. niedergelegt wurden. Rief sie schon 1948 als Kronprinzessin in einer Rede vor der Französischen Nationalversammlung zur Versöhnung mit den Kriegsgegnern auf.