Die Freiheit der Andersdenken

In Danzig haben sich die Teilnehmenden einer Rüstzeit mit dem berühmten Wort von Rosa Luxemburg auseinandergesetzt – und sind dabei zu wichtigen Erkenntnissen gekommen.

Im plonischen Danzig haben sich die Teilnehmenden der Rüstzeit getroffen
Im plonischen Danzig haben sich die Teilnehmenden der Rüstzeit getroffenPixabay

Vor wenigen Tagen erst kehrten wir mit einer Gruppe von Soldaten aus Danzig zurück – eine beeindruckende Stadt! Wir haben dort miteinander im Rahmen einer Rüstzeit mehrere Tage verbracht und versucht, uns mit dem Wort von Rosa Luxemburg „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ auf unterschiedlichste Weise auseinanderzusetzen.

Ja, die Freiheit der Gedankenwelt ist ein wahrer Schatz in unserer Menschheitsgeschichte. Doch wie gehe ich angemessen damit um? Zu manchen Worten, die frei heraus ausgesprochen werden, gehört ganz schön viel Mut. Frei ausgesprochene Worte können sehr verletzend wirken. Wenn Menschen, die Macht innehaben, durch solche „freiheitlichen“ Worte gekränkt werden, reagieren sie meist sehr hart. Besonders spürbar in all den Diktaturen dieser Welt, denn wie erschreckend, wenn dann auf freie Worte mit Unterdrückung, Gewalt oder gar Krieg reagiert wird. Aber vermutlich sind auch viele andere Machtstrukturen nicht wirklich frei davon.

Denn ist eine frei ausgesprochene Meinung, oder die dahinterstehende Wahrheit unangenehm, so bleibt für viele Mächtige nur die Beschwichtigung, die Ablehnung, oder gar Ausgrenzung übrig. Sich einer frei heraus ausgesprochenen Wahrheit zu stellen ist eine immense Herausforderung. Lieber dem Ganzen aus dem Weg gehen, lieber mit Macht versuchen alles klein zu halten, lieber den Anderen mundtot machen. Diese Strategie wird von manchen Machthabern mit großer Selbstverständlichkeit angewandt.
Im Großen sind wir darüber schnell empört, aber diese so typisch menschliche Haltung findet sich auch im Kleinen, lebt immer wieder mitten unter uns auf. Denn unangenehmen Wahrheiten weichen auch wir sehr gerne aus und entwickeln unsere eigenen kleinen Strategien.

Hohe Verantwortung

Frei heraus etwas zu sagen. Dafür tragen wir in uns auch eine hohe Verantwortung für unsere Worte. Nicht immer ist es klug, frei heraus seine Meinung zu äußern. Da brechen schnell Spannungen, Enttäuschungen, Verletzungen auf. Wie oft wägen wir ab, ob wir wirklich alles sagen sollen, oder ob wir lieber still sind, damit die Beziehung nicht leidet oder gar abbricht.

Frei heraus etwas zu sagen. Das wird dann fruchtbar, wenn eine Haltung dahintersteht, die den Anderen achtet, wertschätzt, die sich verantwortlich zeigt und um die Folgen seiner/ihrer Worte weiß. Frei heraus etwas zu sagen hat seine Grenze, wenn damit Verletzungen und Angriffe einhergehen oder Machtspiele betrieben werden. Es ist ein höchst sensibler Bereich, der uns im Leben nicht loslässt, mehr noch, der Menschen schon immer beschäftigt hat. Nicht umsonst heißt es auch in der Bibel: Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor trügerischer Rede! (Psalm 34,13)

Das rechte Wort

Ich denke, niemand sollte von sich behaupten, dass ihm das immer gelingt, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen oder auch mal runterzuschlucken. Manchmal marschieren wir mit dem Kopf durch die Wand oder aber möchten am besten alles Unliebsame unter den Teppich kehren. Und das eine wie das andere kann verletzen. Und genau das nicht geschehen zu lassen, bleibt ein lebenslanger Lernprozess. Ja, ich möchte lernen, Menschen zu schätzen, die frei heraus Dinge ansprechen und ich möchte selber ein solcher Mensch sein und darauf vertrauen können, dass Beziehungen so gewachsen sind, um damit einfühlsam und angemessen umzugehen, eingebettet in dem Wissen und Glauben: Keiner von uns ist fehlerfrei, und dennoch ist jeder von uns ein einzigartiges und geliebtes Kind Gottes.

Unsere Autorin
Militärpfarrerin Beate Kopf, Ev. Militärpfarramt Bremerhaven