Psychotherapeuten arbeiten nach unterschiedlichen Methoden. Ulrich Hegerl ist Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig und erklärt, was bei der Suche nach der richtigen Behandlung und dem passenden Therapeuten zu beachten ist. Michael Ruffert hat mit dem Experten gesprochen.
Wie finden Patienten, die psychisch erkrankt sind, die beste Therapie?
Bei der wichtigsten psychischen Erkrankung, der Depression, werden die weitaus meisten Patienten zunächst durch den Hausarzt mit Antidepressiva behandelt. Darüber hinaus gibt es die Therapie durch den Psychiater oder Nervenarzt, der in der Regel auch antidepressiv wirkende Medikamente einsetzt. Nur ein kleiner Teil der Patienten erhält primär eine Psychotherapie. Dabei ist die Wirksamkeit des Verfahrens der Verhaltenstherapie am besten belegt.
Psychotherapien werden von ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten angeboten. Letztere sind Psychologen mit spezieller Ausbildung, die ebenso wie die Ärzte ihre Behandlung über die Krankenkassen abrechnen können.
Wie finden Patienten den richtigen Therapeuten?
Es besteht für Erwachsene die Möglichkeit, zunächst bis zu vier Probegespräche, sogenannte probatorische Sitzungen, zu führen.
Während dieser Sitzungen können alle offenen Fragen über den Ablauf der Therapie und die angewandte Methode mit dem Psychotherapeuten geklärt werden. Darüber hinaus kann der Patient feststellen, ob die „Chemie“ stimmt, ob er und der Psychotherapeut langfristig miteinander arbeiten können. Diese persönliche Beziehung ist sehr wichtig für den Therapieerfolg.
Ist bei einer Depression eine tiefenpsychologische Therapie besser geeignet oder eine Verhaltenstherapie?
Für die Akutbehandlung der Depression sind die Wirksamkeitsbelege für die sogenannte Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) mit Abstand am besten, während nach meiner Einschätzung eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder gar eine Psychoanalyse nicht erste Wahl sind.
Es gibt darüber hinaus vielversprechende neuere Entwicklungen wie Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie, die auf buddhistischen Denktraditionen aufbaut. Es gibt eine Studie, die auch darauf hinweist, dass die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie vor einem Rückfall schützen kann.
Informationen im Internet: Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig: www.psychiatrie.uniklinikum-leipzig.de; Stiftung Deutsche Depressionshilfe: www.deutsche-depressionshilfe.de.