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Die Bibel lesen

Woche vom 25. bis 31. März

Sonntag:    Psalm 92
Montag:     Johannes 18, 1-11
Dienstag:     Johannes 18, 12-27
Mittwoch:     Johannes 18, 28-40
Donnerstag:     Johannes 19, 1-16a
Freitag:     Johannes 19, 16b-30
Samstag:     Johannes 19, 31-42

Johannes erzählt die gesamte Passion, ja das ganze Evangelium als Auferstehungsgeschichte. Wichtig ist: Jesus ist und bleibt Herr der Handlung! Im Grunde wie zu Beginn: Im Anfang war das Wort!

In der Datierung der Ereignisse weicht das vierte Evangelium von den anderen drei Evangelien ab. Jesu Todestag ist bei Johannes der Rüsttag des siebentägigen Passahfestes, also nach dem jüdischen Kalender der 14. Nisan. Bei Markus, Lukas und Matthäus ist der 15. Nisan, also der erste volle Festtag der Sterbetag. Wobei man auch bedenken muss, dass nach orientalisch-jüdischem Verständnis der Tag mit Sonnenuntergang beginnt und endet (Gott schuf aus Abend und Morgen den ersten Tag, 1. Mose 1, 1), wohingegen bei den Römern der Sonnenaufgang Tagesbeginn ist. Noch später hat man dann im Abendland die Mitte der Nacht als Trennlinie der Tage bestimmt, nicht unbedingt in Einklang mit dem menschlichen Empfinden.

In großer Ausführlichkeit wird die Verhandlung vor Pilatus geschildert. Er folgt aus Angst vor einem unkontrollierbaren Aufruhr dem fanatischen Ruf der Masse, die vielleicht aus vernünftigen Einzelnen besteht, aber in der Menge in zügellosem Hass wie ein Mob agiert. Allerdings gibt Pilatus in keinem Moment seine Verantwortung aus der Hand. Das Richtkommando bleibt römisch, und er dokumentiert auch korrekt den Anklagepunkt in den drei offiziellen Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch: Der König der Juden! Diese Wahrheit hat er willentlich oder versehentlich deutlich festgehalten. Und dabei bleibt es für die schäumende Menge damals und für die Glaubenden aller Zeiten.

Das Evangelium zeigt einerseits mit eindringlichen Szenen, wie Jesus gefangen, gefesselt und gefoltert wird von denen, die die irdische Macht haben. Die Kreuzesworte sind bewegend in ihrer fürsorgenden Menschlichkeit, aber zugleich sagt er das „Es ist vollendet! Es ist zum Ziel gekommen!“ Zugleich zeigt der Bericht denjenigen, der in diesem Leid frei ist, frei in der Hingabe seines Lebens und frei in der Deutung dieser Ereignisse. Sein Tod ist keine Niederlage, sondern wird ein Sieg. Die tiefe Glaubenstreue einer bedrängten Christenheit wird das später so nachempfinden. In der Bosheit der Welt und unter der Last menschlicher Schuld verdunkelt sich die Sonne, das Licht der Welt immer mehr. Im Sterben scheint dieses Licht der Schöpfung erloschen und begraben. Aber hinter allen Leidenswegen leuchtet die letzte und bleibende Erfahrung der alten und neuen Zeugen Jesu: der Ostermorgen, das Aufstrahlen des ewigen Lichtes des lebendigen Gottes in einer gestorbenen Welt.