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Die Bibel lesen

Woche vom 31. Dezember bis 6. Januar

Sonntag:    Psalm 103
Montag:     Psalm 97
Dienstag:     Johannes 1,19-28
Mittwoch:     Johannes 1,29-34
Donnerstag:     Johannes 1,35-51
Freitag:     Johannes 2,1-12
Samstag:     Johannes 2,13-25

Die „Stabübergabe“ in der Heilsgeschichte von Johannes, dem Täufer, auf Jesus nimmt im vierten Evangelium einen großen Raum ein. Das hat auch den Hintergrund, dass es wohl noch ziemlich lange „Johannesgemeinden“ gegeben hat, die erst allmählich zu „Jesusgemeinden“ wurden. Ausgeschlossen ist auch nicht, dass der Johannes-Name für das Evangelium überhaupt deshalb gebräuchlich wurde, weil es in diesem Umfeld der Urchristenheit entstanden ist, wahrscheinlich um das Jahr 100, also später als die anderen Evangelien. Der Jünger Johannes ist nicht der Verfasser, obwohl das früh angenommen wurde und das Buch auch wegen dieser Verfasserschaft in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenommen wurde.

Auffallend bleibt bis heute, wie sehr das Johannesevangelium die Kirchen des Ostens prägt und wie andererseits die Kirchen des Westens und später vor allem die Reformatoren stark von Paulus beeinflusst wurden.

Bei den Gesprächen mit ersten Jüngern wird eine weitere Besonderheit des vierten Evangeliums erkennbar: Vor allem das mit Philippus hat mehrere Ebenen. Alles, was gesagt wird, hat einen vordergründigen und einen überhöhten Sinn und vielleicht sogar noch weiteren metaphysischen Sinn: Die Fleischwerdung des göttlichen, zeitlosen Wortes geschieht in Raum und Zeit und in ganz konkreten Menschen, so wie es von Anfang an („in principio“) Gottes Wille und Handeln entspricht. In den ersten Begegnungen in Galiläa trifft Jesus auf Freunde, die dann schnell zu Jüngern, also Schülern und Nachfolgern werden und zugleich seine Zeugen sind, und das, was sich da vor aller Augen und dennoch verborgen ereignet, vor aller Welt und für alle Zeiten glaubhaft bestätigen können und das auch tun.

Auf der Hochzeit zu Kana bewegt Jesus sich öffentlich und dennoch „unerkannt“, selbst seine Mutter versteht ihn nicht. Auch hier handelt er auf zwei Ebenen. Er hilft Bekannten ganz praktisch aus ihrer Notlage und tut das zugleich auf eine Weise, die ein Zeichen seiner göttlichen Herrlichkeit wird. Die Sinnenfreudigkeit und die deftige Feierlichkeit der Hochzeit deuten ferner auf eine Seite des Reiches Gottes, die manchem Späteren unangenehm und sogar unheimlich wurde.

Die Austreibung der Händler aus dem Tempel liest sich wie ein programmatischer Auftritt Jesu und steht ganz am Anfang seiner Lebens- und Wirkungsgeschichte. Aufschlussreich und vielsagend ist der Schluss dieses Vorfalls: Viele glaubten, aber Jesus vertraute ihnen nicht, weil er nur zu gut wusste, was im Menschen war.