Diakonie sieht stationäre Pflege kurz vor dem Kollaps

Die Diakonie warnt vor ernsten Schäden durch den anhaltenden Fachkräftemangel in der stationären und ambulanten Altenpflege. Deshalb hat sie eine Forderung.

Diakonie warnt vor Pflegekräftemangel
Diakonie warnt vor PflegekräftemangelImago / Panthermedia

Wer heute in Deutschland pflegebedürftig wird, kann nach Darstellung von Experten nicht darauf vertrauen, dass er zeitnah die nötige professionelle Pflege erhält. Das geht aus einer Umfrage des evangelischen Wohlfahrtsverbandes Diakonie und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege hervor, die in Berlin vorgestellt wurde.

Danach mussten insgesamt 76 Prozent der Pflegeeinrichtungen und ambulanten Dienste in der Diakonie in den vergangenen sechs Monaten bereits Leistungen auf Grund von Personalmangel sowie wegen kurz- und langfristigen Erkrankungen von Mitarbeitenden einschränken. In der stationären Pflege konnten 72 Prozent der Träger Leistungen nicht erbringen. Dies betrifft vor allem die Neubelegung freier Betten.

Prekäre Versorgung auch in der ambulanten Pflege

Die Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist laut Umfrage noch prekärer: 89 Prozent der Dienste mussten in den letzten sechs Monaten Neukunden und Neukundinnen ablehnen, und 29 Prozent konnten im selben Zeitraum Leistungen von Bestandskunden nicht aufstocken. Als Hauptgrund wird auch hier fehlendes Pflegepersonal genannt. Befragt wurden insgesamt 655 Pflegeeinrichtungen und Dienste der Diakonie, darunter 64 Prozent aus der stationären Langzeitpflege, 30 Prozent aus der ambulanten Pflege, vier Prozent Tagespflege sowie jeweils ein Prozent Pflegeschulen und Hospize.

„Wir sind bereits mitten in einer akuten Pflegekrise. Nötig ist ein radikales Umdenken in der Politik, wenn wir die Pflege vor dem Kollaps bewahren wollen“, erklärte Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland. Die Pflegeversicherung brauche eine gesicherte Finanzierung. „Sonst steuern wir von der akuten Krise in die Katastrophe, in der Pflegebedürftige nicht mehr professionell versorgt und pflegende Angehörige unterstützt werden können.“

Diakonie fordert Pflegegipfel

Der Vorsitzende des DEVAP, Wilfried Wesemann, erklärte, trotz steigender Nachfrage sinke das Versorgungsangebot in der Altenpflege. Die Insolvenzen nähmen zu. Wesemann hält die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Pläne für eine Pflegereform nicht für ausreichend. Sie enthielten sinnvolle Bausteine, die allerdings auf einem sehr brüchigen finanziellen Fundament stünden.

Die vorgesehene Erhöhung des Beitragssatzes auf 3,4 Prozent reiche bei weitem nicht aus. Wesemann appellierte an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), zu einem Pflegegipfel einzuladen, bei dem ein Masterplan für die Zukunft der Pflege entwickelt werden sollte.