Diakonie sieht Kindeswohl gefährdet

Der Lockdown stellte das Zusammenleben innerhalb von Familien auf eine harte Probe. Besonders gefährdet sind in solchen Ausnahmesituationen vor allem die Kinder, befürchtet die Diakonie SH und sieht dringend Handlungsbedarf.

Einsames Mädchen mit ihrem Teddybär. (Symbolbild)
Einsames Mädchen mit ihrem Teddybär. (Symbolbild)www.pixabay.com/Greyerbaby

Rendsburg. Die Diakonie in Schleswig-Holstein rechnet wegen der Corona-Pandemie mit einem Anstieg der Fälle in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. „Viele Kindeswohlgefährdungen werden sich erst nach und nach zeigen. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe für uns, auf die wir uns einstellen müssen“, sagte Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß am Dienstag in einer virtuellen Pressekonferenz. Damit steige der Bedarf an zusätzlichem Personal in der stationären Kinder- und Jugendhilfe, sagte Naß weiter.

Die qualitativen Anforderungen seien in den letzten Jahren stark gestiegen

Supervision und Deeskalationstraining werde immer wichtiger, es müsse auch mehr Zeit für Fortbildungen geschaffen werden. Aktuell sind für Wohngruppen mit zehn Kindern etwa fünf Stellen vorgesehen, es müssten jedoch drei oder vier Stellen mehr sein. Die Corona-Pandemie habe strukturelle Probleme und den Fachkräftemangel in der stationären Kinder- und Jugendhilfe wie unter einem Brennglas gezeigt, bestätigte Claudia Langholz, Geschäftsführerin Kinder- und Jugendhilfe in der NGD-Gruppe.

Aktuell befinde man sich in einer Umbruchphase

Dank der gelockerten Maßnahmen könnten Kinder und Jugendliche wieder an Aktivitäten außerhalb der Wohngruppe, wie etwa Sportvereine, herangeführt werden. Gleichzeitig seien die Kinder sowie die meisten Mitarbeiter noch nicht geimpft und müssten sich weiterhin an Masken- und Abstandsregeln halten.

Neben der Schule mehr Freiräume für Kinder schaffen

Die Bedeutung von Gemeinschaft für die ohnehin schon familiär belasteten Kinder in den Einrichtungen betonte Phillip Diestel, Referent für Kinder- und Jugendhilfe beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. Es brauche nun nicht nur ein schulisches Aufholprogramm, sondern auch mehr Freiräume und Möglichkeiten, sich mit Gleichaltrigen treffen zu können. Jugendfreizeiten und die offene Kinder- und Jugendhilfe seien wichtige Angebote dafür.

Unter dem Dach der Diakonie Schleswig-Holstein gibt es etwa 1.800 Plätze in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Dazu kommen teilstationäre und ambulante Angebote sowie zahlreiche Beratungsstellen. (epd)