Diakonie: Arme Kinder in Coronakrise weiter abgehängt

Kein Homeschooling, kein Platz für Freunde: Kinder von armen Eltern gehe es in der Pandemie noch schlechter, kritisiert die Diakonie.

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Hannover. Die Diakonie in Niedersachsen hat angesichts des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut am Sonnabend mehr Unterstützung für Menschen mit wenig Geld gefordert. „Armut macht einsam und krank“, sagt Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke. In Deutschland seien nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 15,9 Prozent der Bürger von Armut bedroht. Untersuchungen zeigten, dass besonders Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, überschuldete Menschen oder Bürger mit Migrationshintergrund von Armut betroffen sind.

Weil kein Platz sei, könnten diese Menschen etwa Freunde nicht nach Hause einladen. Alte Menschen verzichteten auf Seniorennachmittage, weil sie sich das Gedeck mit Kaffee und Kuchen nicht leisten könnten und dafür schämten, nannte Lenke Beispiele. „Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen Einkommensarmut, schweren Erkrankungen und einer niedrigeren Lebenserwartung.“

Weniger Sozialwohnungen

In der Coronakrise seien arme Kinder durch die Schließung der Schulen noch weiter abgehängt worden, kritisierte er. Sie hätten weder Laptop und Drucker gehabt, um am Homeschooling teilnehmen zu können, noch einen halbwegs ruhigen Arbeitsplatz. Die Regelsätze und die Leistungen für Bildung und Teilhabe, müssten dringend erhöht werden. Erneute zeitweise Schulschließungen bedeuteten für arme Familien wieder erhebliche Mehrkosten, weil die gemeinsame Mittagsverpflegung nicht mehr zur Verfügung stehe.

Von den vor 30 Jahren noch 120.000 Sozialwohnungen in Niedersachsen blieben bis 2022 nur noch 40.000 übrig, sagte er weiter. Für Familien sei es fast unmöglich geworden, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Sie leben in viel zu kleinen Wohnungen und müssen trotzdem noch bis zu 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben.“

Gehör für Armut

1992 hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 17. Oktober zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut erklärt. Ziel ist es unter anderem, notleidenden und ausgegrenzten Menschen Gehör zu verschaffen und sich dafür einzusetzen, dass Rechte für alle gelten. (epd)