Der Norden trauert um die Opfer von Berlin

Schweigeminute auf dem Weihnachtsmarkt, Gedenkgottesdienste und schockierte Aussagen der Bischöfe – der Norden reagiert entsetzt auf den Anschlag von Berlin.

Auf dem Weihnachtsmarkt in Hamburg-Ottensen wird es eine Schweigeminute geben
Auf dem Weihnachtsmarkt in Hamburg-Ottensen wird es eine Schweigeminute gebenTimo Teggatz

Hamburg/Schwerin. Norddeutschlands Bischöfe haben zum Gebet für die Opfer des Anschlags in Berlin und für ihre Angehörigen aufgerufen. "In diesen Stunden und Tagen gehen unsere Gedanken und Gebete nach Berlin", betont der Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich. Er verwies auf Kirchen, die für Gedenken und Gebet offenstehen. "Die bedrückende Stille, die uns mit den ersten Bildern vom Tatort übermittelt wurde, bringt Erschütterung und Entsetzen zum Ausdruck, die wir alle empfinden", sagte er.
Die Hamburg-Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs rief zur Besonnenheit auf. "Der Tod so vieler Menschen macht uns unendlich traurig", sagte sie. "Wir sind erschüttert, dass ausgerechnet ein Weihnachtsmarkt das Ziel eines verbrecherischen Anschlages wurde." Die Bischöfin wies auf eine Bibelstelle hin: "Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem." Fehrs: "Daran wollen wir uns orientieren."

"Weiter an das Gute im Menschen glauben"

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zeigte sich "zutiefst betroffen über den furchtbaren menschenverachtenden Anschlag". Es sei für ihn unfassbar, zu welchen Taten Menschen fähig sind, betonte Meister, der als Generalsuperintendentvon 2008 bis 2010 dem Sprengel Berlin in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz vorstand. Der Oldenburger Bischof Jan Janssen warnt davor, den Glauben an "das Gute im Menschen" wanken zu lassen. Der Glaube an Gott werde derzeit von Verzweiflung erschüttert. Dennoch sei gerade jetzt die Beharrlichkeit im Miteinander gefragt.

Gedenken in Hamburg und Hannover

Unterdessen haben die christlichen Kirchen in Hamburg zu einer Gedenkveranstaltung am Dienstag aufgerufen. Das Trauergedenken findet gemeinsam mit dem Erzbistum Hamburg im Rahmen der Ökumenischen Andachts-Reihe "Sehnsucht nach dem anderen Advent" statt. Dazu hatte das Erzbistum die Sternsinger aus Bergedorf geladen, die um 17.15 Uhr in die Hauptkirche St. Petri (Bei der Petrikirche 2) einziehen werden. Den Impuls wird nach einem Interview mit Kindern und Jugendlichen Bischöfin Fehrs geben und dabei der Opfer der Gewalttat in Berlin gedenken. Auf mehreren Weihnachtsmärkten, darunter im Stadtteil Ottensen, soll es um 18 Uhr eine Schweigeminute geben.
In Hannover wollen der Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann und der katholische Propst Martin Tenge bei der üblichen ökumenischen Adventsandacht in der Marktkirche um 17 Uhr die Ereignisse in der Bundeshauptstadt aufgreifen, sagte eine Sprecherin des Stadtkirchenverbands dem epd.

Weihnachtsmärkte gehen weiter

Die Weihnachtsmärkte sollen sowohl in Hamburg als auch in Niedersachsen geöffnet bleiben. In Hamburg werden die Polizei "sicher und robust auftreten", sagte Innensenator Andy Grote (SPD). Mögliche Maßnahmen durch "geeignete Sperrelemente" oder die typisch rot-weißen "Hamburger Gitter" werden laut Polizei konkret für die Weihnachtsmärkte Reeperbahn, Jungfernstieg, Gänsemarkt und Rathausmarkt geprüft, weil an ihnen auch Lkw-Verkehr entlangrolle.
Am Montagabend war ein Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gefahren. Zwölf Menschen kamen ums Leben, 48 wurden zum Teil schwer verletzt. (epd)