Der Michel braucht jetzt Rettungsringe

Keine Konzerte, keine Kollekten: Das macht dem Michel schwer zu schaffen. Deshalb sind nun die Hamburger gefordert.

Michael Kutz (Michelstiftung) und Anja von Eijsden (Der Hafen hilft) präsentieren einen der Ringe
Michael Kutz (Michelstiftung) und Anja von Eijsden (Der Hafen hilft) präsentieren einen der RingeMarieke Lohse

Hamburg. Der Michel hat die Aktion „Rettungsringe“ gestartet. Gesucht werden Spenden-Patenschaften, die der großen Hauptkirche aus der Finanzmisere helfen, die von der Corona-Pandemie verursacht wurde. „Wir brauchen dringend Unterstützung“, sagte Hauptpastor Alexander Röder zum Start der Kampagne. Vor allem der Zusammenbruch des Tourismus in Hamburg habe den Michel schwer getroffen.

Nur 15 Prozent des Michel-Jahresetats von rund 2,5 Millionen Euro stammen aus Kirchensteuern, rechnete Röder vor. 85 Prozent müssten demnach erwirtschaftet werden – über den Verkauf von Konzertkarten, Spenden, Kollekten und Tickets für den Besuch des Turms oder der Krypta. „Normalerweise kommen im Schnitt 3.500 Menschen täglich in den Michel, derzeit sind es zehn“, sagte Röder.

Der Michel veranstaltet eine Andacht zum Martinstag
Der Michel veranstaltet eine Andacht zum MartinstagBernd Sterzl / Pixelio

Allein 400.000 Euro koste die Instandhaltung der Kirche, der Orgeln und der Turmglocken pro Jahr, so Röder weiter. 210.000 Euro koste es jährlich, die Kirche für Besucher lediglich offen zu halten. Für Kinder- und Jugendarbeit würden 170.000 Euro aufgewendet, 22.000 Euro im Jahr koste der tägliche Choral des Michel-Türmers. Derzeit jedoch stünden diesen Ausgaben kaum nennenswerte Einnahmen gegenüber. 17 Michel-Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. Sichere Planungen für die Konzertsaison des zweiten Halbjahres seien derzeit nicht möglich.

Michel präsentiert die Ringe

Von Reedereien, Hafenunternehmen, Museen und Segelclubs erbittet der Michel nun Rettungsringe, die in der Kirche präsentiert werden sollen – zehn sind schon da, darunter vom Eisbrecher „Stettin“, von der Flussschifferkirche, dem Seemannsclub Duckdalben und dem Verein „Der Hafen hilft“. Die Rettungsringe sollen ihre jeweils speziellen Geschichten erzählen, die auch Online verbreitet werden. Unternehmen und Privatpersonen können mit einer Spende Patenschaften für die Ringe erwerben. „Spenden für den Rettungsring-Fonds sind ab sofort möglich“, sagte Michael Kutz von der Stiftung St. Michaelis.

„Der Hafen und der Michel gehören traditionell seit Jahrhunderten zusammen“, sagte Röder. „Wir appellieren an die Hamburger, uns symbolisch einen Rettungsring zuzuwerfen.“ Bereits seit einigen Wochen sammelt die Hauptkirche auch den „Michel-Groschen“. Laut Fundraiser Michael Kutz sind das 36,50 Euro, also 10 Cent für jeden der 365 Tage des Jahres, an denen der Michel geöffnet ist. (epd)