Der Hamburger Preacher Slam wird interreligiös

Acht junge Leute stehen am Reformationstag auf der Bühne und geben Einblicke darin, was sie glauben. Zum ersten Mal sind auch muslimische Teilnehmer dabei.

Poetry Slam in der Kirche (Symbolbild)
Poetry Slam in der Kirche (Symbolbild)Friedrich Stark / epd

Hamburg. Am Reformationstag, 31. Oktober, findet in Hamburg erneut der Preacher Slam statt. Acht junge Leute werden selbst geschriebene Texte vortragen. Dafür haben sie auf der Bühne maximal sieben Minuten Zeit. Bekannt wurde das Format als Poetry Slam, der Preacher Slam unterscheidet sich durch seine Veranstalter und den Inhalt. „Die Inhalte dürfen und sollen religiös sein, müssen es aber nicht“, sagt Carmen Hillmer von der Arbeitsstelle Evangelische Jugend im Kirchenkreis Hamburg-Ost: „Uns geht es darum, Jugend eine Bühne zu bieten und jugendliche Stimmen hörbar zu machen.“

In den vergangenen Jahren wurde der Preacher Slam von der Evangelischen Jugend und dem Erzbistum Hamburg organisiert. 2020 ist aus der ökumenischen Veranstaltung eine interreligiöse geworden. Zum ersten Mal beteiligt sich auch der Fachrat Islamische Studien. „Wir freuen uns, dass sie mit dabei sind“, sagt Hillmer. Es habe schon länger den Wunsch gegeben, sich weiter zu öffnen. Sie sieht die Veranstaltung auch als eine gute Möglichkeit, um Vorurteile untereinander abzubauen.

„Es werde Licht – Inschallah“

Das Motto macht den interreligiösen Bezug schon deutlich: „Es werde Licht – Inschallah“, heißt es. Der erste Teil stammt aus der Schöpfungsgeschichte, der zweite ist ein häufig gebrauchter Ausdruck aus dem muslimischen Kulturraum. Übersetzt heißt er „so Gott will“, er wird sowohl im Sinne von „vielleicht, mal sehen“ verwendet als auch wortwörtlich gemeint: „So Gott will, wird es passieren.“ Was die Jugendlichen daraus machen, ist ihnen überlassen. Das Motto stand schon vor Ausbruch der Pandemie fest. Es habe „dann im Nachhinein wie die Faust aufs Auge gepasst“, so Hillmer.

Am Vorbereitungsworkshop haben zwölf Jugendliche teilgenommen, zur Hälfte Christen, zur Hälfte Muslime. Das war allerdings Zufall, berichtet Hillmer. Bei der Auswahl für den Reformationstag geht es dann nur um Leistung. Die Jugendlichen mussten Textproben einreichen und sich damit qualifizieren. Acht von ihnen werden am Sonnabend, 31. Oktober, auf der Bühne stehen und performen.

Projekt gelungen

Für Hillmer ist das Projekt schon jetzt gelungen. Bereits bei der Vorbereitung habe es viel Austausch gegeben: Sie hat gesehen, dass Christen die Hoffnung nicht gepachtet haben, wie sie sagt, sondern dass auch die muslimischen Jugendlichen Kraft aus ihrem Glauben schöpfen. Für sie war es interessant, wie „sprachfähig“ die Teilnehmer über ihren Glauben sind. Nedra Ouarghi vom Fachrat Islamische Studien hat die muslimischen Jugendlichen eingeladen. Sie kannte zwar das Format Poetry Slam, nicht aber den Preacher Slam und sagt nun: „Es war eine sehr schöne Erfahrung.“ Es habe Spaß gemacht und sei lehrreich gewesen. Sie wünscht sich nun, dass sich die Teilnehmer vernetzen, vielleicht auch in Zukunft in Kontakt bleiben und weitere Projekte daraus entstehen.

Slam nur per Stream

Bisher hat die Veranstaltung live vor Publikum stattgefunden. Dieses Mal werden aufgrund der Pandemie nur wenige Zuschauer vor Ort sein – weil die Auftritte im Internet übertragen werden, können jedoch viele Menschen zusehen. Interessierte können sich online einwählen und von zu Hause über den Sieger abstimmen. Denn auch wenn das Gewinnen beim Preacher Slam nicht im Vordergrund steht, gehört es doch dazu. Nachdem jeder Teilnehmer seinen Text gelesen hat, entscheidet das Publikum über den Sieger. Nur zuzusehen ist natürlich auch möglich.

WAS: erster interreligiöser Preacher Slam
WANN: am Sonnabend, 31. Oktober, um 17 Uhr
WO: Online-Tickets gibt es auf www.preacherslam-hamburg.de/tickets für zwei Euro. Wer sich anmeldet, kann über den Sieger abstimmen. Nur zuschauen lässt sich auf dem Instagram-Livestream @jugend_erzbistum_hamburg