Der Fotograf und das Meer

Mit seiner Ausstellung „Shaped by the Sea“ ist der für seine Arbeit vielfach preisgekrönte Lichtbildner Theo Bosboom  im Stadtmuseum Schleswig zu Gast. Gezeigt werden 50 atemraubende Fotografien.

Eine gewaltige Brandung, festgehalten von Theo Bosboom
Eine gewaltige Brandung, festgehalten von Theo BosboomTheo Bosboom

Schleswig. Dort, wo das Meer auf die Küste trifft, entfaltet es seit Jahrmillionen seine Kraft: Es nimmt Land, lässt neues entstehen und formt es um. Das geschieht meist durch unsichtbare Strömungen und sanfte Wellen. Oder mit Gewalt, wenn Stürme und Gezeiten ihre Macht gemeinsam ausspielen. Vor allem die europäischen Atlantikküsten vom Süden Spaniens bis in den äußersten Norden Norwegens haben als Nahtstelle zwischen Ozean und Kontinent die besondere Aufmerksamkeit des niederländischen Natur- und Landschaftsfotografen Theo Bosboom.

Der Titel der Ausstellung „Shaped by the Sea“, die bis zum 13. September im Stadtmuseum Schleswig zu sehen ist, spricht für sich selbst: Das englische Verb „to shape“ heißt soviel wie formen, gestalten, modellieren. Freier übersetzt, kann es auch stehen für: etwas den letzten Schliff geben. Für Theo Bosboom könnte die See also – der Schluss liegt nahe – eine Künstlerin sein, die, mal mit sanfter Hand und ausdauernd, dann mit titanischer Stärke und über Nacht den Küsten Gestalt gibt. Dafür sprechen Bosbooms offenkundige Passion für die Fotografie und sein hoher bildgestalterischer Anspruch. Denn wem würde ein Fotograf soviel Hingabe schenken, wenn nicht einem Protagonisten, der seinen höchsten Respekt genießt?

Enorme Vielfalt

Theo Bosboom sieht ganz genau hin. Und weil das Meer seine Küsten ebenso eindrücklich im Großen wie im Kleinen inszeniert, zeigt er in der Ausstellung eine enorme Vielfalt an Motiven: Ehrfurchtgebietende Großlandschaften, stimmungsvolle Lichtsituationen und bezaubernde Details wechseln sich ab und machen diese Ausstellung zu einer Hommage an die Küsten und das Meer.

Die Fotos zeigen die Vielfalt des Lebensraums Küste
Die Fotos zeigen die Vielfalt des Lebensraums KüsteTheo Bosboom

Für ihn sei die Natur- und Land-schaftsfotografie „die perfekte Symbiose aus dem Erleben großartiger Naturräume und eigenem künstlerischem Ausdruck“, sagt Theo Bosboom über seine Arbeit, und wenn er sich mit Kameras, Objektiven und Stativen bepackt auf den Weg macht, führen ihn seine Wege am liebsten nach Nordeuropa – der wilden Küsten und des stürmischen Wetters wegen. Sein erstes Fotobuch „Iceland pure“ ist deshalb 2012 auch auf Island entstanden. Wenn die See mit donnernder Brandung und heulendem Wind ihre großen Auftritte hat, sitzt er eben gern in der ersten Reihe. Doch das sei nur eine Facette seiner Arbeit, betont Bosboom: „Genauso spüre ich fotografisch den kleinen Dingen nach und setze sie ins Bild, Kleinlibellen wie Wasserjungfern etwa oder Details am Strand.“

Den Beruf gewechselt

Dabei kommt er eigentlich aus einem ganz anderen Metier: Erst vor sieben Jahren hat Bosboom einer erfolgreichen juristischen Karriere den Rücken gekehrt, um seinen „Traum vom Leben als professioneller Fotograf“ wahr werden zu lassen. Jetzt mache es ihn glücklich, „wenn meine Arbeit dazu beiträgt, dass die Menschen der Natur mehr Respekt und Wertschätzung entgegenbringen.“

Theo Bosbooms Fotos sind regelmäßig in namhaften Magazinen wie „National Geographic“, „GEO“ oder dem „BBC Wildlife Magazine“ zu sehen und er hat etliche internationale Preise für Naturfotografie gewonnen, darunter mehrfach den renommierten „Wildlife Photographer of the Year“. Dass seine Arbeiten nun im Schleswiger Stadtmuseum erstmals in Deutschland zu sehen sind, freue ihn auch deshalb, weil er dort „in einer Reihe mit so großartigen, weltbekannen Fotografen wie Steve McCurry, David Doubilet, Art Wolfe, Jim Brandenburg, Hans Strand oder Sebastião Salgado“ stehe, die alle dort schon ausgestellt wurden.

Info
Theo Bosboom, „Shaped by the Sea“, ist bis zum 13. September im Stadtmuseum Schleswig, Friedrichstraße 9-11, zu sehen, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Weitere Infos gibt hier.