Der eiszeitliche “Löwenmensch” bekommt neues Zuhause
Der umfassende Umbau des Museums Ulm läuft auf Hochtouren, dabei soll auch der eiszeitliche „Löwenmensch“ ganz neu präsentiert werden. Während der Generalsanierung, für die rund 12,9 Millionen Euro veranschlagt sind, wird das Museum komplett geschlossen. Daher wird das Schmuckstück des Museums vorübergehend in der benachbarten „kunsthalle weishaupt“ ausgestellt: Es ist die 31 Zentimeter große, vor 40.000 Jahren aus dem Elfenbein eines Mammuts geschnitzte Statue eines Mensch-Tier Fabelwesens. Die Figur ist Teil einer kleinen Auswahl aus den 60.000 Exponaten des Museums.
Dabei gingen die Museumsleute neue Wege: Denn die kleine Ausstellung ist nicht nach Themenbereichen geordnet, sondern alphabetisch von A (modernes Kunstwerk aus Acryl) über C (lebensgroße Figur eines hölzernen Christus auf dem Palmesel von 1464) bis zu L (Löwenmensch). Ab dem 23. November kommt dann die zweite Hälfte des Alphabets, also von M bis Z, an die Reihe.
Der „Löwenmensch“ gilt als eines der ältesten von Menschenhand geschaffenen Kunstwerke. Durch den Umbau des Museums werde er zum Mittelpunkt der völlig neugestalteten archäologischen Dauerausstellung, erläutert die Beauftragte des Museums für Marketing und Kommunikation, Katharina Faller, bei einem Rundgang durch die Baustelle.
Im großen Saal des historischen „Ehinger Stadel“ wird die Figur aufwendig inszeniert und mit Geschichten rund um ihre Entdeckung und ihren Fundort, eine Höhle im Lonetal bei Ulm, gezeigt. Diese Fundstelle gehört seit 2017 zum Unesco-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“. Auf zwei weiteren Stockwerken öffnen Ausstellungsbereiche den Blick auf verschiedene archäologische Epochen der Ulmer Gegend.
Dieser Teil des Museums soll als zweiter Bauabschnitt bereits Ende 2025 fertiggestellt sein. Ihm geht der Bau des neuen Verwaltungstrakts voraus, mit Büros für die gut 45 Menschen, die in verschiedenen Funktionen im Museum arbeiten. Die gesamten Baumaßnahmen dauern laut Faller bis längstens 2028.
Bis dahin sind sämtliche Räume des umfangreichen Museumskomplexes aus sieben verschiedenen Gebäuden entkernt und neugestaltet, ist das gesamte Haus barrierefrei, gibt es einen behindertengerechten Aufzug, neue Garderoben und Toilettenanlagen und eine neue Fassadengestaltung. Vor allem die historische Substanz der Häuser und die daraus folgenden Auflagen des Denkmalschutzes hätten die Bauleute vor Herausforderungen gestellt, sagt Faller. So sei es etwa statisch schwierig, in die schiefen Wände einen Lift einzubauen.
Außerdem soll anstelle des bisherigen Eingangsgebäudes am Marktplatz 9 ein Neubau für den Eingang, den Museumsshop und Flächen für Sonderausstellungen entstehen. Der Bau soll architektonisch ins Auge fallen und am Marktplatz als markantes Gegenüber des historischen Rathauses das Ulmer Stadtbild bereichern.
Mit den neuen Gebäuden werde eine neue Konzeption und inhaltliche Ausrichtung mit einem „neuen Blick auf die Museumsarbeit“ einhergehen, sagt Faller. Dazu gehöre die Frage, welches Profil das Haus als bisheriges Museum mit kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen haben soll. Dafür sollen Anregungen aus der Stadtgesellschaft eingeholt werden. Die Digitalisierung und die Möglichkeiten für Begegnungen und interaktive Beteiligung der Besucher und Besucherinnen wie auch Angebote für die gesamte Familie werden eine große Rolle spielen.
Die Museumssprecherin ist sich sicher, dass der „Löwenmensch“ auch in Zukunft ein großer Anziehungspunkt bleiben wird. Selbst während der gesamten Umbauphase bleibt er präsent – als großes Wandgemälde des Ulmer Graffiti-Künstlers Jonas „Milo“ Seif auf der Museumsfront am Marktplatz.