Der Eine-Welt-Laden aus der Kirche

Eine Kirche als Verkaufsstelle? In Heringsdorf auf der Insel Usedom gehört beides zusammen.Verkauft wird für einen guten Zweck. Und den Überschuss bekommt, wer es am nötigsten braucht.

Tilman Beyrich (li) und Ingo Mietzner präsentieren das Angebot des Eine-Welt-Ladens
Tilman Beyrich (li) und Ingo Mietzner präsentieren das Angebot des Eine-Welt-LadensDietmar Pühler

Ostseebad Heringsdorf. Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es den Eine-Welt-Laden in der Heringsdorfer Kirche. Seither ist es guter Brauch, dass der finanzielle Überschuss aus dem Verkauf der fair gehandelten Produkte für humanitäre Zwecke gespendet wird. Dabei achtete die Kirchengemeinde stets darauf, dass ein Teil der Spenden in der Region bleibt und ein Teil in Krisenregionen unserer Erde geht.
In diesem Jahr ist das anders. Der Kirchengemeinderat ist der Empfehlung von Küster Ingo Mietzner gefolgt, den gesamten Überschuss des kleinen Weltladens dorthin zu spenden, wo das Geld besonders dringend benötigt wird: in den Dürregebieten Ostafrikas. Für ihn war es unerträglich, die Bilder aus Somalia, aber auch aus dem Jemen auf der arabischen Halbinsel zu sehen, wo die Dürre und der Bürgerkrieg immer mehr Opfer fordern. „Da müssen wir als Christen vorangehen“, lautete sein Appell, der auch Gehör fand.

Gemeinde trinkt fair gehandelten Kaffee

So überwies Pastor Tilman Beyrich 2500 Euro an die Diakonie-Katastrophenhilfe, die mit lokalen Partnerorganisationen im Südsudan, Somalia, Kenia und Äthiopien vor Ort ist und dort die Menschen mit Lebensmitteln, Saatgut und sauberem Trinkwasser versorgt. Insgesamt, so schätzt die Organisation, leiden allein im Südsudan und Somalia mehr als elf Millionen Menschen unter der Dürre und an Hunger.
Deshalb beschloss die Kirchengemeinde, auch den Gemeindeanteil der Osterkollekte von 500 Euro an die Katastrophenhilfe zu spenden. Ingo Mietzner, der die Bestellungen für den Eine-Welt-Laden ehrenamtlich macht, freut sich, dass mit dem Verkauf der Fair-Trade-Produkte doppelt geholfen wird. Zum einen stärkt der direkte Handel mit den Waren die Produzenten in den Herstellerländern, die einen höheren Lohn für ihre Arbeit erhalten, da der Zwischenhandel ausgeschaltet ist. Zum anderen fließt ein Teil der Erlöse als Spende zurück in die hilfsbedürftigen Länder.
Zum Sortiment des Eine-Welt-Ladens in Heringsdorf zählen unter anderem Kaffee-Sorten aus Nicaragua, Bolivien, El Salvador, Honduras und Äthiopien, Kunsthandwerkliches aus Speckstein, Holz und Glas, bunte Tücher und Flechtwaren. Die Kirchengemeinde geht mit gutem Beispiel voran: Beim Kirchenkaffee nach den Gottesdiensten wird nur fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt und nach den Konzertsommer-Veranstaltungen Rot- und Weißwein aus Chile – auch aus dem Eine-Welt-Laden. Wie Pastor Beyrich betont, beschert der Konzertsommer dem Laden den größten Umsatz. Und Urlauber, die das Angebot der offenen Kirche für Besichtigungen oder ein Gebet nutzen, freuen sich, dort ein Mitbringsel für Zuhause zu finden.
Info
Kirche und Eine-Welt-Laden sind montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 12 Uhr, zum und nach den Sonntagsgottesdiensten.