Ausgerechnet Bananen! Das Spiel “Donkey Kong Country Returns HD” bringt Generationen zusammen – auf und vor dem Bildschirm. In der Kurzkritik des Monats gibt es “Ballionaire”.
Donkey Kong ist fürwahr ein Generationen verbindender Videospielheld. Seine Karriere startete er 1981 als Bösewicht auf dem nach ihm benannten Arcade-Automaten. Sein Gegner war ein knubbeliger Schnauzbartträger namens Jumpman, den man heute eher als Super Mario kennt. Mitte der 90er Jahre erbte sein Enkel den legendären Vornamen; in “Donkey Kong Country” spielt der Altvordere als Cranky Kong nur noch eine Nebenrolle. Dafür hält er sich schadlos, indem er ausgiebig über “die Jugend” und “moderne” Videospiele lästert. Feine Ironie, die schon immer eine der großen Stärken von Nintendo war.
Wie im Original hat der Eingeborenenstamm der Tiki Taks der Affenbande sämtliche Bananenvorräte geklaut. So macht sich der verjüngte Donkey Kong mit seinem kleinen Kumpel Diddy auf den Weg, um die Masken tragenden Strauchdiebe zu vermöbeln und das gelbe Gold wieder einzusammeln. Und das tun die beiden mit vollem Körpereinsatz: Gegnern springt das Duo auf die Köpfe oder kegelt sie per Flugrolle aus dem Weg. Im Affentempo hangeln sie sich an Decken und Wänden entlang, rasen in einer Lore durch die Spielwelt und düsen per Jetpack, auf einem Rhinozeros oder einem Raketenfass durch die Level.
Inhaltlich entspricht das Dschungel-Spektakel weitgehend den Vorgängern, die einst für Nintendos SNES, Wii und 3DS erschienen. Die acht zusätzlichen Level, die es auf der Taschenkonsole als Zuschlag gab, sind bei “Donkey Kong Country Returns HD” ebenfalls mit an Bord. Nun erstrahlt alles in frisch aufpoliertem HD-Glanz, Spieler können sich für die klassische Knöpfchen- oder die Bewegungssteuerung der Wii-Ära entscheiden. Mit letzterer kann man Donkey Kong durch schnelles Auf-und-ab-Bewegen der Arme Felsen zerdeppern oder auf den Waldboden trommeln lassen, um der Spielwelt diverse Geheimnisse zu entlocken.
Wer mag, kann das als willkommenen Fitness-Aspekt betrachten, der guten Laune vor dem Bildschirm ist es so oder so förderlich. Will man eher die Konzentration trainieren, kann man versuchen, so schnell wie möglich durch die Level zu kommen. Wer es sich dagegen zum Ziel setzt, die überall versteckten Puzzleteile und Buchstaben des Wortes KONG zu finden, hat für viele Stunden Beschäftigung und kann eventuelle Zuschauer aktiv einbinden. Das geht auch im Koop-Modus, bei dem der Partner oder die Partnerin die Rolle von Diddy auf Donkey Kongs Rücken übernimmt. Leider macht das die Sache nicht einfacher, denn beide müssen dann sehr koordiniert vorgehen und reißen sich gern mal gegenseitig in den Abgrund. Als Paartherapie ist das nur bedingt zu empfehlen.
Überhaupt sollte man sich hüten, den wilden Ritt durch den Dschungel auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn schnell macht man die Erfahrung, dass Videospiele früher – Cranky Kong hat recht! – oft sehr viel fordernder waren als heute. Die Neuauflage bringt immerhin einen vereinfachten Modus mit, bei dem man mehr Herzen und andere Hilfsmittel zur Verfügung hat. Hilfreich ist auch die präzise Steuerung, für die die Spiele der Japaner bekannt sind.
Trotzdem wird es gerade in der zweiten Spielhälfte regelmäßig zu einer Geduldsprobe, die haarigen Helden sicher durch die pittoresken 2D-Welten zu bugsieren. Dabei beweisen jüngere Spieler naturgemäß eine bessere Hand-Auge-Koordination, was Ältere mit Ausdauer und Langmut wettmachen können. Aus Fehlern zu lernen und Abläufe immer weiter zu verfeinern macht eben einen nicht unerheblichen Teil des Reizes sogenannter Jump-and-Run-Games aus. Und manchmal ist es einfach eine gute Idee, den Controller oder – im Falle der Switch problemlos möglich – die ganze Konsole an jemand anderen weiterzureichen, wenn man wieder und wieder an derselben Stelle scheitert.
: Nintendo, Entwickler: Retro Studios, Forever Entertainment
ohne Altersbeschränkung; der Schwierigkeitsgrad ist selbst im vereinfachten Modus teilweise allerdings recht happig. Da geraten auch Eltern, die ihren Kindern helfen wollen, bisweilen an ihre Grenzen.
Koop-Modus
einstellbar
Nintendo Switch
rund 60 Euro
: “Rayman Legends” (Ubisoft, für PS4, PS3, PS Vita, Xbox One, Xbox 360, Switch, WiiU, PC); “Sonic Mania” (Sega, für PS4, Xbox One, Switch, PC); “Astro Bot” (Sony, für PS5); “Crash Bandicoot 4: It’s about Time” (Activision, für PS5, PS4, Xbox Series, Xbox One, Switch, PC)
Alles unter Kontrolle haben zu müssen – das ist ein Ziel, das immer mehr Menschen in der modernen Gesellschaft unzufrieden und irgendwann krank macht. “Ballionaire” ist eine wunderbare Therapie, die auf dem Prinzip der in Japan populären Pachinko-Automaten basiert. Heißt konkret: Man wirft oben eine (digitale) Kugel auf ein senkrechtes Spielfeld, wo es von diversen “Pins” und “Bumpern” abprallt, um seinen Weg nach unten zu finden. Für Kontakte gibt es Punkte, je länger die Kugel im Spiel ist, desto besser. Bei “Ballionaire” setzen Spieler Runde für Runde eigenhändig diese Hindernisse, die allesamt unterschiedliche Eigenschaften haben. Dabei geht es nicht um reine Physik, es ist wesentlich komplizierter, man könnte auch sagen: verrückter.
Da gibt es Springseile, die die Kugel nach oben schleudern, Teleportationsportale, Kugeln fressende Kakteen, Lagerfeuer und Registrierkassen, Bumper, die die Kugel in einen Feuerball verwandeln oder ihr Gegenstände mit auf die Reise geben, die ihrerseits Auswirkungen auf den Verlauf haben. Es gibt ein Huhn, das bei einem Treffer ein Ei legt, das dann selbst auf Punktejagd geht, und einen Wal, der so lange gefüttert wird, bis er alle Bälle wieder ausspuckt.
Aus der Unmenge an immer wahnwitzigeren Bauteilen gilt es einen Parcours zu basteln, der möglichst viele Punkte abwirft. Kurz gesagt: Man muss das eigentlich Unberechenbare unter Kontrolle bringen, und es ist tatsächlich irgendwie wohltuend zu erkennen, dass das nur bedingt möglich ist. Umso mehr freut man sich, wenn die eigenen Taktik doch mal aufgeht oder durch pures Glück die absurdesten Kombinationen zustande kommen. Einfach mal die Kugel laufen lassen und schauen, was passiert – herrlich!
“Ballionaire”, Raw Fury/newobject, für PC via Steam, ca. 20 Euro