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Das Stichwort: Ethnische Gewalt in Darfur

Mit der Einnahme der sudanesischen Stadt Al-Faschir durch die RSF-Miliz droht in dem seit zweieinhalb Jahren andauernden Krieg eine weitere Eskalation der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Seit dem Wochenende dringen Berichte über Gräueltaten an Zivilistinnen und Zivilisten nach außen, es gibt Warnungen vor ethnisch motivierten Massakern, die sich gegen die nicht-arabischen Volksgruppen richten.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) kritisierte, dass Frauen und Mädchen während der Flucht sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen seien. Zudem habe es Berichte über grausame Hinrichtungen in der Stadt gegeben. Auch laut Wissenschaftlern der US-Universität Yale wurden Menschen bei dem Versuch, aus Al-Faschir zu fliehen, getötet.

Seit Beginn des Krieges zwischen der Armee und der RSF-Miliz im April 2023 wurden immer wieder Kriegsverbrechen beider Parteien dokumentiert. Menschenrechtsorganisationen und die UN werfen jedoch vor allem der RSF-Miliz ethnisch motivierte Gewalt vor. Der frühere US-Außenminister Antony Blinken sprach Anfang des Jahres sogar von einem Völkermord.

Einer der Hauptschauplätze des Krieges ist die Darfur-Region, in der auch Al-Faschir liegt. Bereits Anfang der 2000er Jahre verübten arabische Milizen, aus denen später die RSF hervorgingen, dort Massaker an der schwarzen, nicht-arabischen Bevölkerung. Schätzungen zufolge kamen rund 300.000 Menschen ums Leben, sie wurden getötet oder starben an Hunger und Krankheiten.

Um Proteste und ein Aufbegehren von Rebellengruppen in Darfur niederzuschlagen, verbündete sich der damalige sudanesische Staatschef Omar al-Baschir mit den sogenannten Dschandschawid-Milizen. Die Gewalt beschäftigt bis heute den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. 2005 nahm das Gericht Ermittlungen wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen auf. Anfang Oktober wurde der Milizenführer Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman in einem ersten Urteil wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden.

In dem aktuellen Krieg wird die RSF-Miliz vor allem von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt. Mit der Einnahme von Al-Faschir baut sie ihre Macht in Darfur nun deutlich aus.